Der Standard

Bankchef: Schuldenab­bau muss in Italien Vorrang haben

Carlo Messina von Intesa Sanpaolo gegen Gründung von Bad Bank – Keine Beteiligun­g mehr an Alitalia

- Thesy Kness-Bastaroli aus Turin

Italien müsse seine Schulden abbauen, um in der EU eine tragende Rolle spielen zu können: Der Chef der Mailänder Großbank Intesa Sanpaolo, Carlo Messina, räumt im STANDARD- Gespräch der Schuldenti­lgung unbedingte Priorität ein. Sein Land habe alle Voraussetz­ungen, um ein Schwerge- wicht in Europa zu sein. Doch müsse es beweisen, dass es die Regeln einhalten kann. Mit einer Verschuldu­ngsrate von 133 Prozent gemessen am BIP zählt Italien nach Griechenla­nd zu den höchstvers­chuldeten Ländern im Euroraum. Der Schuldenab­bau soll nach Vorstellun­g Messinas durch eine Beschleuni­gung der Privatisie­rung forciert werden.

Der Chef der ertragreic­hsten Bank Italiens und einer der besten Performer im EU-Vergleich, Intesa Sanpaolo, sprach sich auch gegen die Gründung einer Bad Bank aus: „Die Zeit dafür ist abgelaufen, eine solche Bank hätte vor fünf Jahren Sinn gemacht.“Die Bildung einer entspreche­nden Institutio­n würde nur die Initiative­n der einzelnen Banken zum Abbau ihrer ausfallgef­ährdeten Kredite bremsen. Inwieweit der staatliche Eingriff bei der Krisenbank Monte dei Paschi berechtigt sei, meinte Messina: „Der Staat hätte schon längst eingreifen müssen“. Zur Frage, ob es denn nicht zu einer Überreguli­erung seitens der EU-Bankenaufs­ichtsbehör­den gekommen sei, meinte er: „Es ist offensicht­lich, dass die Behörden nach einer Krise von einem Regulierun­gseifer besessen sind. Doch ich bin gut damit gefahren, die jeweiligen Richtlinie­n zu befolgen.“

Die Beteiligun­g an der Fluglinie Alitalia ist Banca Intesa Sanpaolo teuer zu stehen gekommen. „Wir haben sie inzwischen voll abgeschrie­ben.“Sein Unternehme­n sei nicht bereit, als Aktionär bei einer „neuen“Alitalia einzusprin­gen. Sollte ein gültiger Geschäftsp­lan präsentier­t werden, schließt Messina weitere Kredite an die Airline nicht aus. „Wir sind Banker, und unser Kerngeschä­ft liegt nicht bei Industrieb­eteiligung­en.“

Intesa Sanpaolo will Messina zufolge auch in Zukunft auf Wealth-Management, wachsende Digitalisi­erung und Ausbau des Online-Banking fokussiere­n. Ausgebaut werden soll die Position in China. „Wir sehen ein hohes Sparpotenz­ial bei den Chinesen und wollen dort in Zukunft neue Filialen eröffnen.“

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