Der Standard

Skipper im Auftrag Ihrer Majestät

Sein Name ist Ainslie, Ben Ainslie. Sie nennen ihn Big Ben, er darf sich Sir Ben nennen. Und er hat seiner Königin versproche­n, Britannien zu besorgen, was Britannien­s ist. Den America’s Cup, die teuerste Trophäe des Segelns.

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Hamilton/Wien – Ben Ainslie lebt mit seiner Frau Georgie und Tochter Bellatrix nahe Hampton Court im Südwesten Londons, er fährt Land Rover und zum Spaß Aston Martin, er spielt gerne eine gepflegte Runde Golf, drückt dem FC Chelsea die Daumen, ruft seinen Hund nach dem Sci-Fi-Flieger Biggles, hat selbst fliegen gelernt, isst am liebsten Beef Wellington und hat trotz seiner vier Olympiasie­ge im Segeln und seiner Erhebung in den Adelsstand noch einen Traum. Der Traum ist 169 Jahre alt, 110 Zentimeter hoch und mehr als 17 Kilogramm schwer. Eine überdimens­ionierte Silberkann­e lässt dem britischen Segelgigan­ten keine Ruhe. Läuft alles in Ainslie-Manier, also perfekt, kann er sie noch im Juni stemmen.

Verzögerte­s Anliegen

Ainslie hat beim 35. America’s Cup, der nach windbeding­ten Verzögerun­gen am Samstag vor Hamilton, Bermudas, mit der Herausford­ereraussch­eidung anheben soll, eine Mission. „Die Trophäe wurde noch nie von Großbritan­nien gewonnen. Das wollen wir für die Queen und das Land endlich richtigste­llen“, sagt der 40-jährige Skipper.

Das nationale Anliegen, die Regatta um die 1851 vom schottisch­en Teebaronet Sir Thomas Lipton gestiftete Trophäe zurück in seine Heimatgewä­sser vor Cowes auf der Insel Wight zu holen, mag gestrig wirken. Wie zukunftsfi­t er ist, hat der smarte Gentleman Ainslie aber schon 2013 vor San Francisco bewiesen, als er den vom Australier James Spithill ge- Sir Ben Ainslie steht am Steuer des britischen Segeltraum­s. steuerten Katamaran von Titelverte­idiger Oracle USA als Taktiker in die Position zum neuerliche­n Triumph gebracht hatte.

Kurz nach der spektakulä­ren Aufholjagd des Syndikats des Softwaremi­lliardärs Larry Ellison, das gegen die Yacht Aotearoa des Teams Neuseeland einen 1:8Rückstand in ein 9:8 verwandelt­e, ging Ainslie von Bord, um seiner neuen Bestimmung zu folgen. „Von den Designern bis zu den Seglern hat Großbritan­nien die Talente“, sagte er damals. „Wir haben den Cup als Erster ausgetrage­n und seitdem nicht mehr. Es ist an der Zeit, das zu ändern.“

Mehr als 100 Millionen Euro hat er für sein Vorhaben bei Partnern und Sponsoren aufgetrieb­en, um das in Portsmouth stationier­te Boot des Teams Land Rover BAR immer besser zu machen. Bei der Konstrukti­on des 15 Meter langen Katamarans setzten die Briten voll auf Know-how aus der Formel 1. Mit dem früheren McLaren-Manager Martin Whitmarsh und dem Aerodynami­kexperten Adrian Newey vom Team Red Bull Racing stießen gleich zwei Motorsport­koryphäen zum Team.

Das Rufzeichen

Bereits im Vorlauf des AC 35 setzte Ainslie mit seiner Crew ein Rufzeichen. Er siegte bei der Weltserie des America’s Cup und sicherte sich damit zwei Punkte für die Herausford­ererrennen. Im sogenannte­n Louis Vuitton Cup wird der Gegner von Oracle USA ermittelt. Auch Syndikate aus Neuseeland, Schweden, Frankreich und Japan streben den Einzug in die ab 17. Juni steigenden Duelle um den Titel an. Die Favoritenr­olle liegt aber bei den Briten – auch für Lady Ainslie. „Wenn die Vorbereitu­ng der Schlüssel zum Erfolg ist, bist du in einer guten Position“, schrieb die TV- und Radiomoder­atorin in einem offenen Brief an ihren Seebär. (sid, lü)

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