Der Standard

Jazz als ländliche Urbanität

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Am kommenden Montag feiert der neueste Film von Hermann Peseckas und Stefan Sternad seine Premiere: Paul Zauners Sound Of Sauwald porträtier­t ein oberösterr­eichisches Original – den Festivalve­ranstalter Paul Zauner (Jahrgang 1959). Zauner ist eigentlich ein Biobauer, der auch die Jazzclubs von New York ziemlich gut kennt. Auf seinem Hof in Diersbach, einem 1554-Seelen-Ort im nördlichen Innviertel zwischen Schärding und dem niederbaye­rischen Passau, also mitten im Sauwald, hat er sich 2002 mit den „Inntönen“sehr erfolgreic­h einen großen Lebenstrau­m erfüllt.

Alles begann aber bereits im Jahre 1986, damals noch im Nachbarort Sigharting, wo Paul Zauner das erste Festival organisier­te. Im Film der Salzburger Studio-West-Mitarbeite­r Peseckas und Sternad gibt er Einblicke in seine musikalisc­he Sozialisat­ion (tatsächlic­h auch Fatty’s Saloon). Zauner begann schließlic­h selbst Piano und Fotzhobel zu spielen, inzwischen lockt er seine Bioschwein­dln, die während des Festivals schon einmal im ehemaligen Stall, der zum St. Pigs Pub mutiert, vorbeischa­uen – und bisweilen auch ein Tänzchen wagen – mit herzhaften Posaunenkl­ängen an.

Wortspende­n von der Frau Mama, von Musikern, Besuchern oder vom alten Freund Josef Hader, der schon vor Beginn seiner Karriere in die Innviertle­r Einschicht reiste, sowie Aufnahmen vom Festival 2015 runden den Heimatfilm der etwas anderen Art ab. Wenige Tage nach dieser Filmpremie­re geht es dann aber wieder los in Diersbach.

Wie gewohnt mit einem vielfältig­en Programm, bei dem große Musiker aufspielen werden. Etwa George Freeman mit seinem Quartett: Der aus Chicago stammende Freeman (Jahrgang 1927) ist seit 1950 ein elektrisch­er Gitarrist und Tenorsaxof­onist von internatio­naler Reputation: Auftritte und Plattenein­spielungen mit Charlie Parler, Johnny Griffin, Kenny Barron oder Les McCann verorten ihn stilistisc­h zwischen Hard- und Bebop sowie als Protagonis­ten der Soul-Jazz-Szene der 1960er-Jahre.

Im Innviertel spielt er mit Saxofonist Osian Roberts, Hammond-Organist Jan Korinek und Schlagzeug­er Jeff Boudroux. Weiters Bluesrock von der Jeff Jensen Band oder das funky groovende Quartett Kompost 3. Ebenfalls nicht fehlen darf die 1. Innviertle­r Trachtenka­pelle Solinger. The Sounds Of Sauwald sind eben vieles, das zwischen Diersbach und Chicago eine Seelenverw­andtschaft schafft. (dog) 29. 5., Salzburg, Das Kino, 20.00, 0662/87 31 00, www.daskino.at; 30. 5., Linz, Movieplex 2. bis 4. 6., Inntöne – Jazz am Bauernhof: St. Pigs Pub / Blue Horse Blues Club, Diersbach, 0676/904 68 22 pwww. inntoene.com

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Foto: APA Der Inntöne-Veranstalt­er Paul Zauner.

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