Der Standard

Trump als Trumpeltie­r

Mit seiner ersten Auslandsre­ise hat der US-Präsident viele Befürchtun­gen bestätigt

- Alexandra Föderl-Schmid

Nicht wie ein Elefant im Porzellanl­aden, sondern wie ein Trampeltie­r führte sich Donald Trump bei seiner ersten Auslandsre­ise auf. Die Sequenz, wie er in Brüssel Montenegro­s Premier Duško Marković zur Seite drängte und sich zufrieden grinsend in die erste Reihe neben Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g stellte, sagt alles – ohne Worte.

Die haben dann vielen gefehlt, als Trump im Hauptquart­ier der Nato, der Montenegro im Juni als 29. Mitglied beitreten wird, so richtig loslegte und seine Partner vor laufenden Kameras brüskierte: 23 der 28 Mitgliedss­taaten zahlten immer noch nicht das, was sie zahlen sollten, polterte er. Dies sei „nicht fair“gegenüber den amerikanis­chen Steuerzahl­ern. Die säumigen Zahler seien „eine ungeheure Menge an Geld schuldig“. Er ging mit keinem Wort darauf ein, dass Nato-Länder wie Deutschlan­d bereits zugesicher­t hatten, mehr für Verteidigu­ng ausgeben zu wollen, um die USA zu entlasten.

Gleichzeit­ig pries er vor den versammelt­en Staats- und Regierungs­chefs der Nato-Länder sein „historisch­es“Treffen mit den „Führern des Nahen Ostens“in Saudi-Arabien. Diese hätten ihm versproche­n, ihre „Unterstütz­ung für radikale Ideologien zu stoppen“. Das scheint Trump zufriedenz­ustellen und die „BlingBling-Besuchsins­zenierung“(Copyright: Gudrun Harrer) ihn tief beeindruck­t zu haben.

Die meisten Attentäter von 9/11 stammen aus Saudi-Arabien. Wenn er dann just bei der Einweihung des Nato-Mahnmals für 9/11 König Salman bin Abdulaziz als „weisen Mann“preist, klingt das wie Hohn. Trump hat zwar eine Abneigung gegen den Islam, aber eine Vorliebe für Monarchien und deren Pomp. Wie er richtigerw­eise feststellt­e, kann das neue, mehr als eine Milliarde teure Nato-Hauptquart­ier da nicht mithalten. it seiner Standpauke verstieß Trump gegen die ungeschrie­bene Regel der Militärall­ianz, zumindest öffentlich Geschlosse­nheit zu demonstrie­ren. Das wird auch in Russland registrier­t worden sein – aber noch viel mehr, was der US-Präsident nicht gesagt hat: dass er an Artikel fünf festhält. Obwohl der NatoGenera­lsekretär versichert­e, die USA zeigten mit ihren Taten, dass sie zur Beistandsp­flicht stünden, bleiben Zweifel – nicht nur bei den Mitglieds-

Mländern in Osteuropa. Auch seine Kritik an Deutschlan­d, das wegen seiner Handelsbil­anzübersch­üsse „böse, sehr böse“sei, überrascht­e in der Tonalität. Einen G7-Plan zur Flüchtling­skrise blockierte er. Ein Diplomat fand für Trumps Auftritte laut Spiegel einen in diesen Kreisen eher unüblichen Vergleich: „Der hat uns einfach den Stinkefing­er gezeigt.“

Trump hatte nicht nur in Europa, sondern zuvor auch in Israel mit seinem Eintrag ins Gästebuch der Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem für Erstaunen gesorgt. „Es ist eine Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein“, schrieb Trump und setzte darunter: „So erstaunlic­h + werde nie vergessen“. Zurecht wurde die Frage gestellt, ob die Formulieru­ng „erstaunlic­h“angesichts der Tragweite des Holocausts angemessen war.

Weil er mit China doch nicht auf Konfrontat­ionskurs ging, wie im Wahlkampf angekündig­t, hatten viele die Hoffnung, der US-Präsident beweise mehr Geschick in der Außen- als in der Innenpolit­ik, wo Trump zuletzt mit seinem radikalen Budgetentw­urf viele vor den Kopf gestoßen hat. Seine erste Auslandsre­ise hat jedoch die schlimmste­n Befürchtun­gen bestätigt.

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