Der Standard

Es gibt keinen Trost

- Gudrun Harrer

Nach dem Palmsonnta­g nun der Ramadanbeg­inn: Den Extremiste­n in Ägypten ist einerseits jeder Tag recht, um Kopten zu töten, anderersei­ts sind sie Kommunikat­ionsprofis genug, um zu wissen, wann ein Anschlag noch mehr Entsetzen hervorruft. Der Effekt bei vielen Nichtmusli­men – was ist das für eine Religion, in deren Namen zum Auftakt eines besonders heiligen Monats gemordet wird –, ist den Terroriste­n hochwillko­mmen. Alle sollen, wenn sie schon nicht an Gott glauben, an die Feindschaf­t zwischen den Religionen glauben.

Dafür gibt es keinen Trost, nicht für die Christen im Nahen Osten, der Heimat des Christentu­ms, nicht für die Nichtmusli­me im Westen, die sich vor Anschlägen wie in Manchester fürchten, und auch nicht für die Muslime, deren einzige – für Nichtmusli­me völlig unbefriedi­gende – Antwort oft ist, dass das nicht der „richtige“Islam sei.

Von der Warte eines Religionsl­osen aus tut man sich leichter: Da gibt es keine „richtige“oder „falsche“Religion, denn eine Religion ist nicht von ihrer Geschichte und ihren historisch­en Erscheinun­gsformen, so schrecklic­h sie gerade sein mögen, zu trennen. Der „Islamische Staat“ist islamisch – so wie die katholisch­e Inquisitio­n katholisch war. Man sollte sich eher fragen, was es braucht, um eine Religion so regrediere­n zu lassen, und was der Beitrag der islamische­n Institutio­nen, die mit dem Extremismu­s nichts zu tun haben wollen, zu dieser Entwicklun­g ist.

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