Es gibt keinen Trost
Nach dem Palmsonntag nun der Ramadanbeginn: Den Extremisten in Ägypten ist einerseits jeder Tag recht, um Kopten zu töten, andererseits sind sie Kommunikationsprofis genug, um zu wissen, wann ein Anschlag noch mehr Entsetzen hervorruft. Der Effekt bei vielen Nichtmuslimen – was ist das für eine Religion, in deren Namen zum Auftakt eines besonders heiligen Monats gemordet wird –, ist den Terroristen hochwillkommen. Alle sollen, wenn sie schon nicht an Gott glauben, an die Feindschaft zwischen den Religionen glauben.
Dafür gibt es keinen Trost, nicht für die Christen im Nahen Osten, der Heimat des Christentums, nicht für die Nichtmuslime im Westen, die sich vor Anschlägen wie in Manchester fürchten, und auch nicht für die Muslime, deren einzige – für Nichtmuslime völlig unbefriedigende – Antwort oft ist, dass das nicht der „richtige“Islam sei.
Von der Warte eines Religionslosen aus tut man sich leichter: Da gibt es keine „richtige“oder „falsche“Religion, denn eine Religion ist nicht von ihrer Geschichte und ihren historischen Erscheinungsformen, so schrecklich sie gerade sein mögen, zu trennen. Der „Islamische Staat“ist islamisch – so wie die katholische Inquisition katholisch war. Man sollte sich eher fragen, was es braucht, um eine Religion so regredieren zu lassen, und was der Beitrag der islamischen Institutionen, die mit dem Extremismus nichts zu tun haben wollen, zu dieser Entwicklung ist.