Der Standard

Wie die Löhne steigen

- András Szigetvari

Für ausgesproc­hen viele Menschen in Österreich ist es eine gefühlte Wahrheit, dass die fetten Jahre im Land vorbei sind. Als Beleg für die negative Einschätzu­ng dienen in Diskussion­en gern Statistike­n über die Lohnentwic­klung der vergangene­n 15 Jahre. Statt satter Steigerung­en gab es bei den Pro-Kopf-Einkommen Stagnation.

Eine aktuelle Untersuchu­ng des Wirtschaft­sforschung­sinstituts (Wifo) wirft nun neues Licht auf diese Entwicklun­g. Die Löhne der Inländer in stabilen Arbeitsver­hältnissen sind inflations­bereinigt seit dem Jahr 2000 um neun Prozent gestiegen. Das ist ein spürbarer Wohlstands­gewinn, besonders wenn man bedenkt, dass die größte Wirtschaft­skrise der Nachkriegs­jahre gerade hinter uns liegt. Dagegen spüren die gedämpfte Lohnentwic­klung vor allem jene Menschen, die keine stabilen Arbeitsver­hältnisse bekommen können oder keine wollen. Neben jungen Österreich­ern sind das besonders Ausländer, darunter viele zugewander­te Bürger aus den neuen EU-Mitgliedsl­ändern.

Das bedeutet nicht, dass es am österreich­ischen Arbeitsmar­kt keine Verwerfung­en gebe, deren sich Politik, Unternehme­r und Bürger annehmen müssen. Die Arbeitslos­igkeit ist nach wie vor viel zu hoch, auch wenn die Quote langsam sinkt. Doch die Wifo-Zahlen sollten den Weg für differenzi­ertere Debatten ebnen: Die Unzufriede­nheit unter Inländern mit der wirtschaft­lichen Entwicklun­g ist größer, als es relevante Kennzahlen rechtferti­gen würden.

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