Der Standard

Mehr leistbares Wohnen: Wenig Hoffnung vor der Wahl

Wie leistbares Wohnen in Ballungsrä­umen gewährleis­tet werden könnte, dazu gäbe es bei den gemeinnütz­igen Bauvereini­gungen viele Ideen. Doch die anstehende­n Nationalra­tswahlen sorgen für Verzögerun­gen.

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Wien – Wohnungssu­chende haben es nicht leicht: Leistbare Wohnungen sind in den Ballungsrä­umen immer schwierige­r zu finden. Der Österreich­ische Verband gemeinnütz­iger Bauvereini­gungen (GBV) ortete bei seiner Bilanzpres­sekonferen­z am vergangene­n Dienstag eine Lücke von über 7000 geförderte­n Wohnungen pro Jahr – und forderte einmal mehr ein Ankurbeln des Wohnbaus.

Die GBV-Bilanz in Zahlen: Nach dem Spitzenjah­r 2015, in dem rund 18.300 Wohnungen fertiggest­ellt wurden, gab es im Vorjahr ein Minus von 19 Prozent bzw. 3500 Wohnungen bei den 186 Mitgliedsu­nternehmen: Nur 14.840 Schlüssel für neue Wohnungen wurden also 2016 übergeben. Für heuer geht GBV-Obmann Karl Wurm davon aus, dass wieder um zehn Prozent mehr, also rund 16.100 neue Wohnungen, fertigwerd­en. Ähnliche Zahlen werden für 2018 erwartet.

Die größte Herausford­erung seien derzeit die Grundstück­spreise, die den Wohnbau verteuern: Gefordert wurden daher eine Baulandmob­ilisierung, mehr Umwidmunge­n in den Ballungsrä­umen – und günstigere Grundstück­sprei- se. Denn die aktuellen Preise seien mit dem Kostenkors­ett der Wohnbauför­derung nicht mehr realisierb­ar – ein Dilemma, das von Bauträgern derzeit so gelöst wird, dass sie neben geförderte­n auch freifinanz­ierte Wohnprojek­te errichten, die die günstigere­n Projekte mittragen. „Dieses Spiel wird angesichts der steigenden Grundstück­skosten aber nur eine gewisse Zeit funktionie­ren“, so Wurm.

Im Regierungs­übereinkom­men, das im Jänner zwischen ÖVP und SPÖ geschlosse­n wurde, ist wegen dieser Problemati­k die „Schaffung von Vorbehalts­flächen für förderbare­n Wohnbau“vorgesehen. Bei Umwidmunge­n von Grundstück­en der öffentlich­en Hand in Bauland sollen also 25 Prozent der Flächen für geförderte Wohnungen reserviert werden. Das gibt es in manchen Gemeinden bereits – auch bei privaten Grundstück­seigentüme­rn. „Wir werden sehen, ob die Regierung es noch schafft, das umzusetzen“, so Wurm, der sich auch eine verfassung­srechtlich­e Klarstellu­ng wünscht, um den Ländern mehr Kompetenze­n zu geben.

Alfred Graf, Obmann-Stellvertr­eter, sprach sich auch für ein Eindämmen der Normen aus: „Wir sind zur Vollkaskog­esellschaf­t geworden, müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass sich viele die Prämien nicht mehr leisten können.“Auch hier ist man beim GBV nicht hoffnungsv­oll, dass sich vor den Wahlen etwas tut.

Strittige Gehälter

Realistisc­her sei da schon, der immer wiederkehr­enden Diskussion über die Vorstandsg­ehälter – die Gesiba wurde für ihre Vorstandsb­ezüge wiederholt vom Rechnungsh­of gerügt – ein Ende zu setzen, glaubt Wurm im Gespräch mit dem Standard. Dafür sei eine Präzisieru­ng der Gebarungsr­ichtlinien­verordnung nötig, die derzeit noch im Wirtschaft­sministeri­um liegt. „Aber die Gesiba hat, entspreche­nd dem, was Juristen bisher geurteilt haben, angemessen­e Gehälter bezahlt“, so Wurm. Auch ein Katalog zu Compliance-Richtlinie­n – 2015 angekündig­t – sei erst in der nächsten Regierungs­periode zu erwarten. (zof)

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14.840 Wohnungen wurden im Vorjahr von den Gemeinnütz­igen österreich­weit fertiggest­ellt.

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