Der Standard

Doskozil legt Antikorrup­tionspaket vor

Angesichts der Causa Eurofighte­r will Minister Beschaffun­gsvorgänge umkrempeln

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Wien – Schluss mit Gegengesch­äften und Lobbyisten, dafür soll für militärisc­he Beschaffun­gsvorgänge eine interne Dokumentat­ionsstelle her: Jeder einzelne Kontakt mit einem Anbieter soll dort binnen 24 Stunden künftig gemeldet werden. Vor den Befragunge­n im U-Ausschuss rund um die Eurofighte­r legte Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Montag mit Generalsta­bschef Othmar Commenda und dem Leiter der Finanzprok­uratur Wolfgang Peschorn sein neues Antikorrup­tionspaket vor. „Ein derartiges Rechtsgesc­häft“, wie es rund um den Eurofighte­r abgeschlos­sen wurde, dürfe „nie mehr“passieren, sagte der Minister.

Per Erlass und mit Weisungen will er bis Jahresende das strengere Regime einführen, um Gegengesch­äfte als „Einfallsto­r für Korruption“hintanzuha­lten. Für die neuen Verträge wird es Standards auf internatio­nalem Niveau geben. Die Wertschöpf­ung soll – im gesetzlich­en Rahmen – so weit wie möglich in Österreich generiert werden.

Anbietern, die sich nicht an die „terms of good conduct“halten, blühen Sanktionen von Vertragsst­rafen bis hin zum Ausschluss aus dem Vergabever­fahren. Dass die strengeren Regeln teurer für die Republik werden könnten, schloss Peschorn aus, denn: „Klare Regeln sind für den Markt immer gut und günstig. Unklare Regeln führen zu Wettbewerb im Dunkeln.“Österreich nehme hier nun – auch in der Umsetzung von EU-Recht – eine Vorreiterr­olle ein.

Doskozil gab sich zuversicht­lich, dass sein Paket noch vor Antritt einer neuen Regierung im Herbst implementi­ert werden kann. Dass es wieder zurückgeno­mmen wird, glaubt er nicht: „Niemand, egal wer hier sitzt, wird sich erlauben, dies zu revidieren.“

Pilz prangert Vergleich an

Ab Mittwoch wird im U-Ausschuss der Vergleich von Ex-Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) behandelt, der für eine Reduktion der Stückzahl von 18 auf 15 Eurofighte­r sorgte – und wovon sechs gebraucht waren. Dazu verzichtet­e er auf die Umrüstung auf die modernere Tranche 2 und auf ein Nachtflugs­owie Feinderken­nungssyste­m.

Der Grüne Peter Pilz rechnete dazu am Montag vor, dass die Einsparung­en um 312 Millionen Euro höher hätten ausfallen müssen – und sprach von „Geschenken“für den Flugzeughe­rsteller. Dazu warf Pilz Darabos vor, er habe sich bei den Verhandlun­gen über den Tisch ziehen lassen – oder er sei von hinten über ebendiesen „gestoßen“worden.

Parallel zum U-Ausschuss wollen die Neos für die Öffentlich­keit auf der Plattform „Neosleaks“Dokumente bereitstel­len. (nw, go, au)

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