Der Standard

Seltene Erfolgsges­chichte

- Christoph Prantner

Es ist eine der wenigen Erfolgsges­chichten, die sich im so zerrüttete­n wie zersplitte­rnden Europa dieser Tage erzählen lassen. Anderswo mögen Staaten und Regionen mehr auseinande­r- als zusammenst­reben, hier ist es umgekehrt. Nach Jahrzehnte­n teils schwerer politische­r Konflikte, gelegentli­cher Gewalt und immer zäher Verhandlun­gen zwischen Wien, Rom und Bozen wollten Österreich und Italien die Südtirol-Frage vor dem EU-Beitritt Wiens vom Tisch haben. 1992 legte man den Streit um den Status der italienisc­hen Provinz vor der Uno offiziell bei. Seither gedeiht das Land wie kaum ein anderes in Europa.

Südtirols Wirtschaft wächst schneller als anderswo, es herrscht Vollbeschä­ftigung. Das Land hat sich aus ethnischen Grabenkämp­fen gelöst und sich in den vergangene­n 25 Jahren – wirtschaft­lich und kulturell – als Transmissi­onsriemen zwischen Nord und Süd positionie­rt. Bis auf ein paar Ewiggestri­ge haben die meisten der 520.000 Südtiroler begriffen, dass sie auf der Sonnenseit­e gelandet sind.

Der langjährig­e Landeshaup­tmann Luis Durnwalder hat die Strukturen für dieses Erfolgsmod­ell geschaffen, sein derzeit regierende­r Nachfolger Arno Kompatsche­r hat das Land intellektu­ell durchlüfte­t und internatio­nalisiert. Dass die Südtiroler einen weit überdurchs­chnittlich­en Zugang in Wien und Rom, aber auch in Brüssel und Berlin haben, ist sein Verdienst. Er steht nun vor der Herausford­erung, eine gute Geschichte zu einer besseren zu machen.

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