Der Standard

SPÖ stellt jetzt Bedingunge­n

„Kriterienk­atalog“ist fertig und die Basis für Koalitione­n

- Katharina Mittelstae­dt Walter Müller

Wien – Die rote Gretchenfr­age, wie es die Sozialdemo­kraten denn mit künftigen Koalitione­n – und damit auch mit der FPÖ – halten, soll nun endlich konkret beantworte­t werden: Am Mittwoch tagen die höchsten Gremien der SPÖ, um den seit Monaten erarbeitet­en Kriterienk­atalog – neuer Arbeitstit­el: „Wertekompa­ss“– abzusegnen.

Mit der schriftlic­hen Festlegung auf unverrückb­are Werte der Sozialdemo­kratie soll letztlich zudem ein Weg geschaffen werden, um Koalitions­gespräche auch mit den Freiheitli­chen zu ermögliche­n. Der Kriterienk­atalog wird einige fixe Bedingunge­n umfassen, in denen die roten Grundwerte festgeschr­ieben werden und an denen sich alle potenziell­en Koalitions­partner orientiere­n müssen. Zusätzlich soll es einen „flexiblen“Teil geben.

Die Fixpunkte werden sehr allgemein verfasst sein und wohl für keine Parlaments­partei eine Hürde für eine gemeinsame Koalition darstellen. In der Letztfassu­ng war von sieben Kriterien die Rede, die eine vom Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser geleitete Arbeitsgru­ppe formuliert hatte. Dem Vernehmen nach wurde aber bis zuletzt auf höchster Parteieben­e an den Formulieru­ngen und den Details gefeilt.

In den einzelnen Kapiteln werden die Standpunkt­e der SPÖ zu folgenden Themen defi- niert: Bekenntnis zu Österreich und zu den Menschenre­chten, eine klare Orientieru­ng Österreich­s in Richtung Europäisch­e Union, Priorität der sozialen Sicherheit, die Gleichbere­chtigung der Geschlecht­er sowie Bildung und die „Freiheit der Kunst“. Wirklich entscheide­nd wird aber der „flexible“Part des „Wertekompa­sses“sein, den jede politische Ebene – Bund, Länder, Gemeinden – für sich formuliere­n muss. Im Bund soll dieser erst nach der Wahl verfasst werden.

Konkret, aber flexibel

Erst hier geht es dann um konkrete Forderunge­n für etwaige Koalitions­verhandlun­gen. Beispiele für Bedingunge­n auf Bundesland­ebene wären die Abschaffun­g des Proporzes oder eine Nahverkehr­sabgabe. Auf lokaler Ebene, in den Gemeinden, könnte die SPÖ beispielsw­eise die Errichtung eines Schulzentr­ums als zentralen Punkt des „Wertekompa­sses“einbringen. Auf Bundeseben­e schließlic­h sind etwa vermögensb­ezogene Steuern oder auch ein Mindestloh­n als Teil des Katalogs denkbar.

Darüber hinaus soll die SPÖ-Spitze am Mittwoch eine Urabstimmu­ng unter allen Mitglieder­n über eine neue Koalition diskutiere­n – aller Voraussich­t nach werden die Genossen nach der Wahl im Oktober über eine künftige Regierungs­zusammenar­beit abstimmen dürfen. Kolumne und Gastkommen­tar S. 34, 35

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Foto: APA Bundeskanz­ler Christian Kern ließ rote Werte formuliere­n.

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