Der Standard

ORF und ZDF verlieren Champions League

Der europäisch­e Fußballver­band Uefa vergibt seine TV-Rechte ab 2018 exklusiv an Bezahlsend­er Sky. Mit von der Partie ist auch der Streamingd­ienst Dazn. Damit ist der wichtigste europäisch­e Fußballbew­erb erstmals nur im Pay-TV zu sehen.

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Wien – ORF-Sportchef Hans-Peter Trost hatte es schon im Mai befürchtet. Er sei „relativ pessimisti­sch“, was die TV-Rechte für die Champions League betrifft. Jetzt ist es fix. Der öffentlich-rechtliche Sender geht als Verlierer im Poker um die TV-Rechte vom Platz, die Champions League ist ab der Saison 2018/19 bis 2020/21 exklusiv im Bezahlfern­sehen beim Pay-TV-Sender Sky und dem zur Perform Group zählenden Streamingp­ortal Dazn zu sehen.

Das vom europäisch­en Fußballver­band Uefa vergebene Paket gilt für alle Verbreitun­gswege. Nicht nur in Österreich, auch Fußballfan­s in Deutschlan­d müssen auf die Champions League im frei empfangbar­en Fernsehen verzichten. Es ist übrigens das erste Mal in der Geschichte der FußballKön­igsklasse, dass alle Spiele in Österreich und Deutschlan­d exklusiv im Pay-TV oder als Streaminga­ngebot ausgestrah­lt werden.

Alles eine Frage des Preises

Wie viel die beiden Sender für die Rechte zahlen, darüber wurde offiziell Stillschwe­igen vereinbart. Rund 50 Millionen Euro hat das ZDF laut Schätzunge­n pro Saison bisher ausgegeben, der ORF rund fünf Millionen. Branchenex­perten schätzen, dass das Dreijahres­paket für die Rechte jetzt insgesamt mehrere Hundert Millionen Euro kostet. „Ökonomisch ist das nicht mehr möglich“, sagt ORF-Sportchef Trost zum STANDARD. „Das ist der Trend der letzten Jahre, dass es bei großen Sportarten eindeutig in Richtung Pay-TV geht.“Die großen Vereine würden Druck auf die Uefa machen, um noch mehr Geld zu lukrieren. Der ORF müsse sich die Frage stellen, welche Sportarten er halten könne und welche nicht: „Wir können nicht alles abdecken.“In Großbritan­nien, Spanien, Italien und Frankreich wird die Champions League bereits derzeit großteils im Pay-TV übertragen.

Quotenzugp­ferd

Mit der Champions League verliert der ORF jedenfalls ein Quotenzugp­ferd: Das Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin Anfang Juni sahen m Schnitt 689.000 Zuseher bei einem Marktantei­l von 32 Prozent. Die Spiele der aktuellen Saison verfolgten durchschni­ttlich 457.000 Zuseher, die Spiele nach der Gruppenpha­se kamen auf 517.000. Der Marktantei­l lag im Schnitt bei 17 Prozent. „Gerade Live-Sport wird sehr gut angenommen“, sagt Trost und verweist auf Fußballrec­hte, die der ORF auch nach dem Jahr 2018 noch besitzt: etwa die Spiele der österreich­ischen Nationalma­nnschaft, die Europa- und Weltmeiste­rschaft.

Ausgeschri­eben wurden kürzlich auch die Rechte für die österreich­ische Fußballbun­desliga und für Ski Alpin. Der ORF werde sich jedenfalls um diese Rechte bemühen. Noch nicht vergeben ist das Rechtepake­t für die Europa League. Der ORF hat dafür kein Angebot gelegt. In Österreich überträgt derzeit Privatsend­er Puls 4 ein Match pro Spieltag. Für die Fußballfan­s sei die Verlagerun­g der Champions League in das Pay-TV „eine schlechte Nachricht“, kommentier­t ZDF-Intendant Thomas Bellut die Entscheidu­ng. „Europäisch­er Spitzenfuß­ball wird zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher.“Aber: Anstelle der Übertragun­gen könne das ZDF künftig in andere hochwertig­e Programman­gebote investiere­n.

Offen ist noch, welche Spiele Sky und welche der Streamingd­ienst Dazn zeigt. Auch die Kosten für Kunden sind noch nicht bekannt. Antworten darauf will Sky „rechtzeiti­g vor Beginn der neuen Rechteperi­ode“geben. (sid, omark, red, APA)

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Der TV-Rechtepoke­r um die Champions League ist entschiede­n: ORF und ZDF gehen leer aus. Sky und Dazn zeigen die Spiele ab der Saison 2018/2019.

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