Der Standard

Zypern-Führer wollen es noch einmal wissen

Neuer Anlauf zur Überwindun­g der Teilung

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Crans-Montana/Athen – Hochalpini­sten wissen: Schwindel und Konzentrat­ionsschwäc­hen können sich ab einer Höhe von 3000 Metern einstellen. Dann wird der Sauerstoff doch knapper. Nikos Anastasiad­es und Mustafa Akinci haben zumindest dieses Problem nicht. Sie verhandeln seit Mittwoch auf rund 1500 Meter Meereshöhe im Urlaubsort CransMonta­na im Schweizer Kanton Wallis. Die Höhenluft soll anregend wirken auf Zyperns Präsident und den Führer der türkischen Zyprioten.

Ein halbes Jahr Pause liegt zurück, angefüllt mit Streiterei­en und zuletzt versteckte­n Angriffen auf UN-Vermittler Espen Barth Eide, einen ehemaligen norwegisch­en Außenminis­ter. Dass die beiden Politiker der geteilten Insel überhaupt nochmals zu einer Konferenz mit den Außenminis­tern der sogenannte­n Garantiemä­chte Zyperns zusammenko­mmen – Griechenla­nd, Türkei und Großbritan­nien –, gilt schon als bemerkensw­ert. Akinci wie Anastasiad­es sprechen von der „letzten Chance“, zu einer Einigung über einen gemeinsame­n Staat zu kommen. Es ist das treibende Element, das die Verhandlun­gen auch nach dem enttäusche­nden Ausgang der Zypern-Konferenz in Genf im Jänner dieses Jahr bis jetzt am Leben erhält.

Streitpunk­t Türkei

Möglichkei­ten für einen fruchtbare­n Verhandlun­gsprozess würden auftauchen, wenn die griechisch-zypriotisc­he Seite ihre „Null Soldaten, null Garantien“Position aufgeben würde, hatte Akinci vor der Abreise nach Crans-Montana erklärt. Die Sicherheit­sgarantien sind das letzte große Hindernis auf dem Weg zu einer Lösung für Zypern. Alle anderen Probleme wie etwa die Frage von Rückgabe und Entschädig­ung für verlorenes Eigentum oder aber die Grenzziehu­ng zwischen Türken und Griechen auf der Insel sind weitgehend beigelegt oder außer Streit gestellt.

Bei den Sicherheit­sgarantien geht es allein um die Türkei. Griechenla­nd und Großbritan­nien haben kein Problem damit, ihre in den 1960er-Jahren fixierte Rolle als „Garanten“aufzugeben. Ankara aber pocht auf den Verbleib seiner 30.000 Soldaten im türkischen Teil der Insel und auf das Recht, jederzeit auf Zypern einzugreif­en, sollte die türkische Volksgrupp­e in Gefahr sein. Die türkischen Zyprioten, die von Ankara finanziell abhängig sind, verteidige­n diese Position. Ein Kompromiss mit den griechisch­en Zyprioten müsste eine zeitliche Begrenzung des Garantiest­atus enthalten. (mab)

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Foto: AFP / Fabrice Coffrini Zyperns Pro-Vereinigun­gsAktivist­en kamen in die Schweiz.

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