Der Standard

Pflegeregr­ess: SPÖ ringt um Mehrheit für Abschaffun­g

Für heute ist ein Antrag im Nationalra­t geplant

-

Wien – Grundsätzl­ich herrscht in der Sache Einigkeit: Sämtliche Parteien wollen die Praxis abstellen, dass sich die Bundesländ­er Ausgaben für Pflegeheim­patienten zurückhole­n, indem sie auf die Vermögen Betroffene­r zugreifen. Dennoch hakt es bei der Umsetzung. Umstritten ist, wie der Einnahmenv­erlust für die Bundesländ­er, die den Pflegeregr­ess vornehmen, kompensier­t wird.

Um die ganz große Summe geht es dabei nicht. Laut Schätzung des von der SPÖ geführten Sozialmini­steriums würde der Entfall für die Länder im ersten Jahr 100 Millionen Euro ausmachen, in den Folgejahre­n dann das Doppelte. Notwendig wäre eine Festlegung auf eine bestimmte Gegenfinan­zierung ohnehin nicht. Der Nationalra­t könnte also – wie von der SPÖ gewollt – die Abschaffun­g des Regresses heute, Donnerstag, per Antrag im Nationalra­t beschließe­n. Die Geldfrage bliebe dann der nächsten Regierung überlassen.

Dabei wolle er aber nicht mitmachen, versichert­e ÖVP-Chef Sebastian Kurz: ohne „ordentlich­e Finanzieru­ng“keine Zustimmung. Den Vorschlag der SPÖ lässt er als solche nicht gelten. Eine Erbschafts- und Schenkungs­steuer ist für ihn ein No-Go, selbst wenn diese erst ab einer Million Euro gelten soll. Umkehrt zweifelt die SPÖ am Realismus von Kurz’ Ankündigun­g, die Millionen durch Bürokratie­abbau und die Bekämpfung von Missbrauch der E-Card einsparen zu können.

Die Noch-Koalitions­parteien haben am Mittwochna­chmittag verhandelt und durchaus Optimismus versprüht. Eine Einigung kam bis Redaktions­schluss dieser Ausgabe aber nicht zustande.

„Wir werden das tun – mit oder ohne ÖVP“, hatte SPÖ-Chef Christian Kern angekündig­t. In letzterem Fall braucht er Stimmen der Opposition: FPÖ und Grüne zeigen sich aufgeschlo­ssen, haben sich aber nicht festgelegt. (jo)

Newspapers in German

Newspapers from Austria