Der Standard

Team Stronach: Kein Geld, keine Wähler, keine Tränen

Mehr als zwanzig Millionen Euro investiert­e Magna-Gründer Frank Stronach in seine Partei – umsonst. Erfolge sucht man vergebens, die Wähler sind laut Experten längst weg, und die Konkursmas­se in den Ländern ist überschaub­ar. Ein Nachruf.

- Peter Mayr, Nina Weißenstei­ner

Wien – Normalerwe­ise können Klubchefs einen mit den Verdienste­n der eigenen Partei zuschwalle­n. Nicht so Robert Lugar am Tag, nachdem er das Ende des Team Stronach bekanntgeb­en musste. Die größten Erfolge seiner auf sechs Köpfe zusammenge­schrumpfte­n Truppe? Nachdenkpa­use, dann: „Die Schulauton­omie“, die sein Klub lange vor dem Beschluss gefordert habe – und ja, der kompromiss­lose Kurs „in der Flüchtling­sfrage“, dass man angesichts des Andrangs die Genfer Konvention überdenken solle. Für die dürftigen Ergebnisse seiner Partei hat Lugar folgende Erklärung parat: „Das geht allen Opposition­sparteien so!“

Auch die eigenen Pläne sind schnell erzählt. „Ich kann nichts sagen, außer dass ich gern Abgeordnet­er bleiben würde.“Nein, derzeit gäbe es kein Angebot von einer anderen Partei – und falls er mit eigener Liste kandidiere, wisse er noch nicht, ob er die dafür nötigen Unterstütz­ungserklär­ungen beim Wahlvolk sammelt oder auf Unterschri­ften von zwei weiteren Abgeordnet­en zugreift.

Mehr als zwanzig Millionen hat der Austrokana­dier Frank Stro- nach, Gründer von Magna, seit 2012 in seine Partei investiert; allein in die Wahlschlac­ht für die Nationalra­tswahl 2013 warf er 13,5 Millionen – viel zu viel, sodass später wegen der gesetzlich vorgeschri­ebenen Obergrenze von sieben Millionen auch noch eine Geldbuße von 567.000 Euro fällig wurde. Doch ein Team wurden seine politische­n Vertreter nie, ehe der Milliardär ihnen ein für alle Mal den Geldhahn zudrehte.

Denn schon zu Beginn setzte Stronach, dabei von Lugar unterstütz­t, auf Fraktionsl­ose, ehemalige BZÖler und einen SPÖ-Mann, damit er einen Parlaments­klub gründen konnte. Mit seinen Schimpftir­aden auf „das Systäm“konnte der Ausgewande­rte anfangs herzeigbar­e Erfolge erzielen. Doch beim bundesweit­en Urnengang vor vier Jahren stieß der beratungsr­esistente, zornige alte Mann, der auf einer Wahlfahrt mit ORF-Mann Hanno Settele gar „eine Todesstraf­e“für „Berufskill­er“forderte, dann nur von 5,7 Prozent Zuspruch. Fazit: Elf Mandatare zogen ins Parlament ein, der enttäuscht­e Stronach ließ sich dort aber nur zweimal blicken.

Aufhorchen ließ seine bunt zusammenge­würfelte Truppe vor allem mit Zerwürfnis­sen und Abspaltung­en in den Ländern – oder mit Überläufer­n vor allem zur ÖVP im Nationalra­t, darunter sogar seine bis dahin enge Vertraute Kathrin Nachbaur.

Dazwischen absolviert­e der heute 84-Jährige weiterhin skurrile Fernsehauf­tritte, unvergesse­n etwa seine Aussage, dass „Frauen Menschen sind wie wir“.

Lugar, vorher bei FPÖ, BZÖ und als wilder Mandatar tätig, wurde als Klubobmann ausgetausc­ht und wiedereing­esetzt – und auch Stronachs Statthalte­r im Hohen Haus sorgte immer wieder für Wirbel. Etwa mit chaotische­n Pfefferspr­ayverteila­ktionen für die weibliche Bevölkerun­g oder seinem Bekenntnis mitten in der Asylkrise, sich eine Glock-Pistole zu besorgen. Dann war da noch Marcus Franz, später bei der ÖVP, nun fraktionsl­os, der mit bedenklich­en Tweets über Frauen und Homosexuel­le negativ auffiel.

Die Konkursmas­se in den Ländern ist überschaub­ar. Im Salzburger Landtag ist Helmut Naderer als Klubchef, Abgeordnet­er und Landeschef. Oder Niederöste­rreich: Dort sitzt Ex-Wahlkampfl­eiter Tillmann Fuchs als Parteifrei­er – dank eines Team-Stronach-Tickets – in der Landesregi­erung.

Es lag schon an der „seltsamen Art, eine Partei als Milliardär­shobby“zu gründen, analysiert Politologe Peter Filzmaier. Nur kurz sei es gelungen, die „Ventilfunk­tion für die Enttäuscht­en“zu übernehmen, sagt er: „Irgendwann muss man ein inhaltlich­es Fundament liefern. Das ist nicht gelungen.“Der Absturz setzte früh ein: „Schon im Jahr 2014 ist das Team Stronach in Umfragen im kaum noch wahrnehmba­ren Bereich gewesen“– und nie wieder rausgekomm­en. Die Wähler sind also schon lange weg.

Dass drei Unterschri­ften von Abgeordnet­en einen Antritt einer neuen Liste mit Lugar ermögliche­n könnten, sieht Filzmaier gelassen: „Damit ist keine Liste mit Relevanz entstanden, sondern nur eine, die leicht zu gründen war.“

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 ?? Foto: APA ?? Klubchef sucht Mandat: „Ich kann nichts sagen, außer dass ich gern Abgeordnet­er bleiben möchte“, sagt Robert Lugar, nachdem seinem Team endgültig der Geldhahn zugedreht wurde.
Foto: APA Klubchef sucht Mandat: „Ich kann nichts sagen, außer dass ich gern Abgeordnet­er bleiben möchte“, sagt Robert Lugar, nachdem seinem Team endgültig der Geldhahn zugedreht wurde.

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