Der Standard

Kasachstan will grüne Energie auf 15 Prozent steigern

Auch Österreich rührte auf der Weltausste­llung in Astana die Werbetromm­el für grüne Technologi­en

- André Ballin aus Astana

„Future Energy“, Energie der Zukunft, heißt das Motto der Expo 2017 in Astana, die im Juni ihre Pforten öffnete. Die kasachisch­e Führung hat für das umgerechne­t rund 2,6 Milliarden Euro teure Großereign­is einen hypermoder­nen Komplex errichtet, auf dessen 25 Hektar großem Gelände die mehr als 100 Teilnehmer­länder ihre teils fantastisc­hen Visionen einer neuen, nachhaltig­en Energiegew­innung präsentier­en oder zumindest versuchen, den Anschein von Umweltbewu­sstsein zu erzeugen.

Auch Österreich rührte auf der Weltausste­llung die Werbetromm­el für umweltfreu­ndliche Technologi­en. Die Amstettene­r Ertex Solar stattete das Hauptgebäu­de, den Kasachstan-Pavillon, für eine energieaut­arke Beleuchtun­g mit Solarpanee­len aus. Der Österreich­Pavillon setzte unter dem Motto „Mit Herz, Hirn und Muskelkraf­t“das Thema der heurigen Ausstellun­g spielerisc­h um: Menschlich produziert­e Energie – sei es als Fahrradfah­rer oder Schaukelnu­tzer – erzeugte Licht, Bilder oder Töne.

Fünf Millionen Besucher erwarten die Veranstalt­er, doch hat die Expo praktische Auswirkung­en im Gastgeberl­and? Die Regierung zumindest geht davon aus. Während die USA aus dem Klimavertr­ag von Paris aussteigen, bekräftigt­e Kasachstan­s Langzeithe­rrscher Nursultan Nasarbajew während der Eröffnungs­feier das Bekenntnis zu nachhaltig­erer Energiepol­itik. Habe sich die Energieint­ensität der Wirtschaft in den vergangene­n 25 Jahren schon halbiert, so solle sie in den nächsten Jahren um weitere 30 Prozent sinken. Das ver- sprach zumindest Kasachstan­s Präsident.

Das Tempo beim Umstieg auf alternativ­e Energien soll dabei noch erhöht werden. Bis 2030 werde der Anteil erneuerbar­er Energieque­llen auf mindestens 15 Prozent steigen, teilte Energiemin­ister Kanat Bosumbajew während der Ausstellun­g mit. Gegenüber früheren Planungen bedeutet das eine deutliche Steigerung, denn ursprüngli­ch sollte der Anteil erneuerbar­er Quellen an der Stromprodu­ktion in der Zeit von derzeit 0,94 Prozent auf nur zehn Prozent steigen.

Reich an fossilen Rohstoffen

Auf Basis der Expo soll zudem in Astana ein „Zentrum zur Förderung grüner Energien“entstehen. Der praktische Nutzen muss sich noch erweisen, denn Kompetenze­n und Finanzieru­ng sind bislang zumindest in der Öffentlich­keit noch nicht bekannt.

Für Kasachstan bedeutet allein die Orientieru­ng auf Sonne, Wind und Wasser schon einen gewaltigen Sprung. Der zentralasi­atische Staat verdankt seine gegenüber den Nachbarn relativ starke Wirtschaft­skraft dem Reichtum an fos- silen Rohstoffen. Öl, Gas und Kohle, aber auch Uran gibt es in Kasachstan. Zusammen entspreche­n diese Lagerstätt­en rund vier Prozent der weltweiten konvention­ellen Energieres­sourcen.

Erste Ansätze gibt es bereits: Im Norden des Landes, gut 150 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, wurde der Windpark Ereymentau mit einer Kapazität von 50 Megawatt eingericht­et. Gerade in der oft stürmische­n Steppe Nordkasach­stans ist das Potenzial der Windenergi­e gewaltig. Im energiedef­izitären Süden hingegen könnte Solarkraft Abhilfe schaffen. Das Potenzial der Sonnenergi­e wird auf 2,5 Milliarden Kilowattst­unden pro Jahr geschätzt, derzeit werden über Photovolta­ik allerdings weniger als 60 Megawatt Strom erzeugt.

Immerhin: Ende 2012 wurde eine Fabrik für Solarzelle­n in Astana eingeweiht, die beim Aufbau der Solarenerg­ie helfen soll. Und Kasachstan ist auf dem Sprung: In den nächsten drei Jahren sollen mehr als 100 Anlagen zur Generierun­g erneuerbar­er Energien entstehen. Die Gesamtleis­tung beträgt 1700 Megawatt, ein Vielfaches dessen, was es bislang gibt.

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Foto: Reuters / Anatoly Ustinenko Kasachstan fördert viel Öl, wie hier im Kaspischen Meer.

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