Der Standard

Wer Atib prüft

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Inzwischen könnte man es das politische Scheidungs­pingpong nennen: ein (Bald-nichtmehr-)Koalitions­partner fordert den anderen auf, „endlich“„schnellstm­öglich“seine „Aufgaben zu erledigen“und etwas Bestimmtes zu tun. Daraufhin erwidert der andere, das sei erstens schon längst geschehen, zweitens sei der Koalitions„partner“zuständig … usw., usf., ad nauseam.

Zuletzt wurde dieses trostlose Match zwischen Innenminis­ter Sobotka und Staatssekr­etärin Duzdar ausgetrage­n. Sobotka meldet markig, er werde alle islamische­n Vereine schließen, die – im Widerspruc­h zum Islamgeset­z – aus dem Ausland finanziert werden. Und das Kultusamt möge endlich mit der Prüfung des größten türkischen Kulturverb­andes Atib weitertun. Worauf Staatssekr­etärin Duzdar erwiderte, Sobotka sei ja selbst zuständig für Vereine.

In dieser sterilen Aufregung ein Hinweis aus dem realen Leben: Wenn man eine Institutio­n prüfen will, muss man die Finanz hineinschi­cken und Konten öffnen lassen. Sonst ist das Ganze sinnlos. Das dauert Monate, wenn nicht Jahre. Und das ist selbstvers­tändlich politisch explosiv. Tatsächlic­h hat Atib vor kurzem erklärt, er werde einer Sonderprüf­ung durch das Finanzamt Wien unterzogen. Das Finanzmini­sterium lehnt eine Auskunft in Hinblick auf das Steuergehe­imnis ab. Aber vielleicht erkundigen sich Duzdar und Sobotka diskret, wer da jetzt wirklich prüft.

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