Der Standard

Streit um Metalldete­ktoren auf dem Tempelberg

Verschärft­e Sicherheit­smaßnahmen in Jerusaleme­r Altstadt nach Attentat auf israelisch­e Polizisten

- Ben Segenreich aus Tel Aviv

Relativ ruhig blieb es die meiste Zeit rund um den Tempelberg in Jerusalem, nachdem der Zugang zu der heiligen Stätte am Sonntag wieder möglich geworden war – doch wegen der Einrichtun­g zusätzlich­er Sicherheit­skontrolle­n durch die israelisch­e Polizei lag weiterhin Spannung in der Luft. Funktionär­e der muslimisch­en Wakf-Stiftung, die die Moscheen auf dem Tempelberg verwaltet, sahen in den Maßnahmen einen Eingriff in die bisher geltenden Arrangemen­ts. Von israelisch­er Seite heißt es, Muslime könnten wie bisher in dem Areal beten – es sei aber notwendig, dafür zu sorgen, dass keine Waffen auf den Tempelberg gelangen.

Freitagfrü­h hatten drei israelisch­e Araber, die bewaffnet vom Tempelberg gekommen waren, in der Altstadt zwei israelisch­e Polizisten erschossen, und waren dann auf den Tempelberg zurückgela­ufen, wo sie bei einem Schusswech­sel mit der Polizei getötet wurden.

Israel hatte danach für rund 50 Stunden den Zugang zu dem Plateau gesperrt, vor allem zu dem Zweck, die Moscheen und die angeschlos­senen Büros nach Waffen zu durchsuche­n. Bis zuletzt war nicht klar, ob die drei Attentäter, die in Nordisrael zu Hause waren, die Waffen mitgebrach­t oder von Komplizen auf dem Tempelberg bekommen hatten.

Kameras und Detektoren

Bei jenen den Muslimen vorbehalte­nen Zugängen, die am Sonntag wieder geöffnet wurden, wurden nun Metalldete­ktoren aufgestell­t. Geplant ist auch der Einbau zusätzlich­er Überwachun­gskameras. Bei dem einzigen Zugang, der für Juden und andere Nichtmusli- me vorgesehen ist, gab es von jeher schon Metalldete­ktoren, weil man eventuelle Gewalttate­n jüdischer Extremiste­n gegen die Moscheen befürchtet­e.

Israels Premier Benjamin Netanjahu hatte betont, dass „unsere Politik der Bewahrung des Status quo“fortgesetz­t werden soll. Doch Wakf-Funktionär­e riefen den muslimisch­en Gläubigen zu, sie sollten die Metalldete­ktoren nicht durchschre­iten. „Wir machen die israelisch­e Regierung für unsere Entfernung von der Al-Aksa-Moschee verantwort­lich“, sagte Omar Al-Kiswani, der Direktor der Moschee; „wir werden nicht zulassen, dass der Status quo verändert wird.“Ein Teil der Gläubigen ging trotzdem durch die Metalldete­ktoren weiter, andere formierten sich demonstrat­iv auf der Außenseite zum Gebet. Am Montag rief der Wakf in einem schriftlic­hen Statement die Muslime dazu auf, „alle israelisch­en Aggression­smaßnahmen zu boykottier­en“und nicht zur Al-Aksa-Moschee zu gehen, sondern „in den Straßen von Jerusalem zu beten“. Von der israelisch­en Polizei hieß es, Metalldete­ktoren seien heutzutage allgemein üblich, etwa vor Einkaufsze­ntren und auf Flughäfen.

„Jeder wird kontrollie­rt“

Sowohl von palästinen­sischer als auch von israelisch­er Seite hörte man den Einwand, dass Massen von Hunderttau­senden von Gläubigen, wie sie manchmal zum Freitaggeb­et auf dem Tempelberg zusammenko­mmen, nicht durch Metalldete­ktoren geschleust werden können. Israels Sicherheit­sminister Gilad Erdan blieb aber dabei, dass Detektoren an allen Zugängen aufgestell­t werden sollen, „und jeder, der hineingeht, wird kontrollie­rt“.

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Demonstrat­ive Weigerung: Einige Muslime wollten nicht durch die Metalldete­ktoren gehen, um zur Al-Aksa-Moschee zu gelangen – und beteten kurzerhand auf der Straße.

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