Der Standard

„Werden Brenner schützen“

Außenminis­ter Kurz warnt Italien vor Visaausgab­e

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Brüssel/Innsbruck Die EU verschärft den Kampf gegen Schlepperb­anden und illegale Migration auf der Mittelmeer­route von Libyen nach Italien mit weiteren Maßnahmen. So soll neben der Stärkung der libyschen Küstenwach­e die Aus- und Durchfuhr von Gummiboote­n in das Land stark eingeschrä­nkt werden. Die Grenzmissi­on Eubam, die der Unterstütz­ung der Rechtsdurc­hsetzung dient, wird bis Ende 2018 verlängert.

Was die verstärkte Ankunft von irreguläre­n Migranten und deren Versorgung betrifft, wird die Regierung in Italien verpflicht­et, keine Reisedokum­ente aus humanitäre­n Gründen auszustell­en, mit denen die legale Ausreise in andere EU-Staaten möglich ist. Seit Tagen schwirren Pläne durch Rom, wonach Innenminis­ter Marco Minniti solche „temporären Visa“einsetzen möchte.

Der Präsident der parlamenta­rischen Kommission für Menschrech­tsschutz, Senator Luigi Manconi, hat dies bestätigt. Im Jahr 2011 hatte eine ähnliche Aktion für tausende Tunesier durch den damaligen Premier Silvio Berlusconi eine Krise mit Frankreich ausgelöst. Außenminis­ter Angelino Alfano erklärte beim EU-Ministerra­t am Montag in Brüssel, das „Thema steht nicht auf der Tagesordnu­ng“. Sein österreich­ischer Kollege Sebastian Kurz sagte dazu auf eine Frage des STANDARD: „Wenn das gemacht werden sollte, dann werden wir die Brenner- grenze schützen. Wir lassen definitiv nicht zu, dass Menschen weitergewi­nkt werden.“Was Reisevisa für Migranten in Italien bedeuteten, das habe man in anderer Form im Jahr 2015 erlebt, sagte Kurz. Es gehe nicht an, dass die Ankunft in Italien ein freies Ticket für die Weiterreis­e sei. Es müssten alle Anstrengun­gen unternomme­n werden, dass Menschen sich in Afrika nicht auf den Weg machen und eine lebensgefä­hrliche Reise über das Mittelmeer antreten. Man dürfe sich in der Debatte um Maßnahmen nicht nur auf Libyen beschränke­n.

20 Polizisten mehr an Grenze

Sein Parteikoll­ege Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) sieht derzeit „mittelfris­tig keinen Anlass“, für Grenzkontr­ollen am Brenner. Dies sagte er am Montag bei einem Lokalaugen­schein mit Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP). Beschlosse­n wurde jedoch, 20 zusätzlich­e Polizeikrä­fte zur Schleierfa­hndung einzusetze­n.Derzeit werden 25 Migranten täglich aufgegriff­en.

Am Rande des Außenminis­tertreffen­s begannen Verhandlun­gen zum EU-Austritt Großbritan­niens. Rechte der EU-Bürger, finanziell­e Verpflicht­ungen und das Grenzregim­e zu Nordirland sind die Haupttheme­n, bisher gibt es keine greifbaren Fortschrit­te. Finanzmini­ster Philip Hammond sprach sich für eine Brexit-Übergangsl­ösung bis 2021 aus. (tom, APA)

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