225.800 Rohingya von Hungersnot bedroht
Welternährungsprogramm veröffentlicht Bericht zur Not der Staatenlosen in Myanmar
Naypyidaw/Wien – Im kommenden Jahr werden mehr als 80.000 Kinder unter fünf Jahren im Westen Myanmars medizinische Hilfe wegen akuter Unterernährung brauchen. Das geht aus einem Bericht des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen vom Montag hervor.
Die Erkenntnisse stützen sich auf Untersuchungen in Dörfern von Angehörigen der muslimischen Minderheit Rohingya, die sich im westlichen Bundesstaat Rakhaing befinden. Seit Herbst waren rund 90.000 Angehörige der staatenlosen Bevölkerungsgruppe vor brutalen Aktionen der myanmarischen Militärs geflohen.
Die verbleibenden Rohingya stehen vor einer Hungerkrise. Zahlreiche Familien haben keine Nahrungsmittel im Haushalt, oder die Familienmitglieder haben mindestens 24 Stunden nichts gegessen. Ein Viertel aller Haushalte wird allein von einer Frau geführt, da die Männer oft als mutmaßliche Terroristen von den Behörden verschleppt werden. Vor allem in diesen Haushalten fanden die UNMitarbeiter Familienmitglieder, die unter schwerem Hunger litten. Kein einziges der untersuchten Kinder zwischen sechs und 23 Mo- naten hatte eine ausreichende Ernährung erhalten.
Die Nahrungsmittelpreise in den Gebieten der Rohingya waren im Vergleich zu Beginn des Vorjahres um mehr als sieben Prozent gestiegen, während die Kaufkraft der Haushalte um 44 Prozent gesunken ist. Laut dem Welternährungsprogramm werden insgesamt 225.800 Menschen humanitäre Hilfe brauchen.
Die Rohingya werden von den myanmarischen Behörden als „illegale Immigranten“angesehen. Sie haben keine Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft zu erlangen und sind somit Staatenlose. Im Oktober des Vorjahres hatten militante Rohingya einen Grenzposten attackiert. Als Reaktion ordnete die Regierung Myanmars Luftangriffe auf die Dörfer der muslimischen Minderheit an und stürmte die Häuser mit militärischer Gewalt. Die Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wurde international heftig für dieses Vorgehen kritisiert. (bbl)