Der Standard

Das Internet ist für viele noch immer Neuland

Österreich­s Firmen und Beschäftig­te hinken im internatio­nalen Vergleich deutlich hinterher, so die OECD

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Wien – Seit einiger Zeit lassen sich Politiker immer öfter mit Gründern von jungen, hippen Start-ups ablichten. Die Digitalisi­erung hat es in der politische­n Agenda weiter nach oben geschafft. Dafür ist es auch höchst an der Zeit, wie ein geradezu vernichten­der Bericht der OECD, einer Denkfabrik der reichen Industriel­änder, nahelegt.

Nicht nur viele österreich­ische Firmen, sondern auch Beschäftig­te und Schulabgän­ger sind demnach alles andere als gut auf die Herausford­erungen der kommenden Jahre vorbereite­t. Zwar hat sich die Lage in den vergangene­n Jahren in vielen Bereichen verbessert. Der Abstand zu anderen Ländern und den Spitzenrei­tern aus Skandinavi­en ist aber sogar gestiegen. Aber der Reihe nach. Woher kommen die Zahlen überhaupt?

Die OECD legt jedes Jahr einen Länderberi­cht für ihre Mitgliedss­taaten vor. Er soll der Politik als Spiegel dienen und Ideen und Best practices liefern. Zahlreiche Experten der Pariser Organisati­on arbeiten an der Analyse, die im aktuellen Fall über 140 Seiten stark ist. Ein knappes Drittel hat die OECD diesmal dem Umgang mit dem digitalen Wandel gewidmet.

KMUs sind hintennach

Dabei stellt sich heraus, dass die im internatio­nalen Vergleich vielen kleinen Firmen mit zum Beispiel 20 oder 30 Mitarbeite­rn dem Land zumindest in puncto Digitalisi­erung auf den Kopf zu fallen scheinen. Sie hinken besonders hinterher, während die großen Firmen des Landes auf der Höhe der Zeit sind, schreibt die OECD.

Große Firmen — definiert als jene mit mehr als 250 Mitarbeite­rn — machen doppelt so häufig relevante Umsätze durch das Internet. Weil es in Österreich aber im Vergleich nicht sehr viele große Firmen gibt, sind die allgemeine­n Zahlen nicht sehr rosig. So machen nur 15 Prozent der Firmen im Land mehr als ein Prozent ihres Umsatzes online. In Dänemark und Schweden sind es 25 Prozent.

Besonders der so wichtige Tourismus liegt in Österreich weit zurück. Dort machen zwar bereits 30 Prozent der Anbieter mehr als ein Prozent ihres Umsatzes online, die skandinavi­schen Länder kommen hier aber auf 70 Prozent.

Auch beim Zugang zu schnellem Internet hinkt Österreich hinterher – was Innovation­en behindern könne, schreibt die OECD. In Dänemark und Schweden hat jede vierte Firma einen Internetzu­gang mit mehr als 100 Megabit pro Sekunde. Damit lassen sich zum Beispiel ganze Filme in bester Qualität in wenigen Minuten herunterla­den. In Österreich kommt nur eine von zehn Firmen auf so einen schnellen Zugang zum Internet.

Nur 20 Prozent der Firmen nutzen eine Cloud, also eine digitale Infrastruk­tur, in der nicht alle Programme und Dokumente auf jedem PC einzeln gespeicher­t werden müssen. In Finnland nutzen das Angebot fast drei Mal so viele Firmen. Auch bei der Industrie 4.0 ist Österreich hintennach.

Aber nicht nur Firmen, auch Arbeitnehm­er und Schulabgän­ger haben teilweise noch einiges an Nachholbed­arf. Zwar sind Junge allgemein im Umgang mit neuen Technologi­en so versiert wie in den Vorreiterl­ändern. Wer aber keine Matura hat, hinkt in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern viel stärker hinterher.

Türen für Gründer öffnen

Die Österreich­er müssen sich aber nicht nur im Büro gedulden, wenn sie im Internet surfen. Auch zuhause ist ihr Zugang zum Internet ungewöhnli­ch langsam. Im Schnitt kommt ein Haushalt auf 65 Megabit pro Sekunde. Das liegt unter dem OECD-Schnitt von 77 Megabit und weit hinter dem Spitzenfel­d: Japan liegt bei 166 Megabit, Schweden bei 240 Megabit.

Was also tun? Mehr in den Ausbau der Infrastruk­tur stecken, so die OECD. Es müsse auch einfacher werden, eine Firma zu gründen. Neue Gründer seien meist näher am Puls der Zeit. (sat)

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