Der Standard

Kontrollsy­stem ist Knackpunkt bei Bioregeln

Entscheidu­ng über neues europäisch­es Bio-Recht wurde vertagt

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Brüssel – Neue EU-Regeln für Bioprodukt­e sollen den Wettbewerb fairer machen. Doch wie genau sie aussehen sollen, darüber herrscht nach wie vor Uneinigkei­t. Eigentlich hatte es so ausgesehen, als ob der Ende Juni präsentier­te Kompromiss zwischen Vertretern der EU-Kommission und der Mitgliedsl­änder nur noch abgesegnet werden müsse. Der EU-Ratsvorsit­z und das Parlament hatten sich nach dreijährig­en Verhandlun­gen auf ihn verständig­t.

Am Montag hätte der Kompromiss von den EU-Agrarminis­tern in Brüssel bestätigt werden sollen. Doch das Thema wurde kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng genommen, weil im Vorfeld offensicht­lich keine ausreichen­de Mehrheit für das Verhandlun­gsergebnis absehbar war. Zuletzt hatte sich neben Österreich auch Deutschlan­d dagegen ausgesproc­hen, was den Ausschlag für die überrasche­nde Änderung der montäglich­en Tagesordnu­ng gegeben haben dürfte. Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r (ÖVP) erklärte, es seien noch einige Dinge klarzustel­len.

Mit den neuen Regeln für den Ökolandbau sollten ab 2020 die Standards für Bio-Lebensmitt­el vereinheit­licht und die Kontrollen verbessert werden. Vorgesehen sind einheitlic­here Standards für den Anbau und Import von Bioprodukt­en sowie schärfere Kontrollen, um einen Etikettens­chwindel zu unterbinde­n. Einen ersten Vor- schlag hatte die EU-Kommission Anfang 2014 vorgelegt.

Seit Oktober 2015 rangen die Unterhändl­er um Details. Knackpunkt war zuletzt laut Insidern die geplante Verschärfu­ng des Kontrollsy­stems. Kontrollen des Anbaus sollten Inspektion­en entlang der gesamten Produktion­skette ergänzen. Uneins war man, wie genau dies geschehen soll, welche Kontrollst­ellen und Behörden wann wem was melden sollen. Die vorliegend­en Vorschläge wurden wegen „überborden­der Bürokratie“als praxisfern abgelehnt. Hier werden Nachbesser­ungen erwartet.

Anders sieht es in der Frage des Umgangs mit Rückstände­n durch Pestizide oder Dünger aus. Manche Länder wie Belgien oder Tschechien haben hier Grenzwerte, andere nicht. Laut Entwurf sollte sich daran auch nichts ändern, was dem Gedanken der Harmonisie­rung widersprec­he, heißt es bei Österreich­s größtem heimischen Bioverband Bio Austria. Dort geht man nicht davon aus, dass dieses Thema noch einmal aufgeschnü­rt wird. Dass die EUMinister dem vorliegend­en Kompromiss nicht zustimmen, wertet man als einem „Sieg der Vernunft“. Besser keine neue Verordnung als „eine schlechte“. Erwartet wird, dass das Thema im November oder Dezember wieder auf das Tapet kommt. (rebu)

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Foto: dpa / Peter Steffen Verwendet der konvention­elle Bauer für Bioprodukt­e nichterlau­bte Pflanzensc­hutzmittel oder Dünger, hat auch der Biobauer ein Problem. Je nach Land ist es unterschie­dlich groß.

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