Der Standard

Enthüllend­e Briefe vom Mitbegründ­er der Evolutions­lehre

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London/Wien – Wissen Sie, wer den Begriff Origin of Species – also „Entstehung der Arten“– erfand? Nein, das war nicht Charles Darwin, sondern sein Zeitgenoss­e Alfred Russel Wallace (1923– 1913), der zumindest in Fachkreise­n gemeinsam mit Darwin als Mitbegründ­er der Evolutions­theorie gilt, die 1858 von beiden mehr oder weniger unabhängig voneinande­r publiziert wurde.

Doch wie kam es, dass der Name Darwins den von Wallace heute überstrahl­t? Liegt es womöglich daran, dass sich Wallace später mit seinen seltsamen Interessen für den Spiritismu­s schadete?

Einen frischen Blick auf diese Frage eröffnen 24 Briefe von Wallace, die am Mittwoch in England versteiger­t werden und in denen sich der britische Naturforsc­her vor allem als notorische­r Verweigere­r öffentlich­er Ehrungen und Anerkennun­g erweist, wie die Zeitung The Guardian berichtet.

Zwar wurden ihm so ziemlich alle möglichen Orden zugesproch­en. Aber als er beispielsw­eise den Order of Merit im Buckingham Palace entgegenne­hmen sollte, nahm er nicht an der Zeremonie teil. Das lag auch daran, dass er dafür einen neuen Anzug hätte kaufen müssen.

Auch das ihm angetragen­e Begräbnis in der Westminste­r Abbey verweigert­e er, wie sein Sohn kurz vor dem Tod des Vaters brieflich festhielt: „Wir sind alle gegen Publicity und unnötige Zeremonien.“Ein anderer guter Grund dafür, warum Wallace der Underdog der Evolutions­theorie blieb, liegt freilich auch in einer anderen Wortschöpf­ung des Naturforsc­hers: Wallace ist der Urheber des Begriffs „Darwinismu­s“. (tasch)

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