Der Standard

Furtwängle­rs Schuld

- Sebastian Fellner

„Sie kennen das Business, wozu brauchten Sie Zahlen aus dieser Analyse – oder haben Sie eine Agenda?“

„Das heißt, was Sie wollen, ist eigentlich das Publikum umerziehen?“

„... und Sie wollen das jetzt mit so einer Geschlecht­erproporzg­eschichte überziehen und geraderück­en?“

„Ach, Sie meinen, das ist durch solche Studien gekommen, dass jetzt plötzlich starke Frauen ...?“

„... das scheint mehr und mehr ein weibliches Geschäft zu werden. Was gibt es da noch nachzuhole­n?“

„Wahrschein­lich ist das ja anerzogen, und Sie wollen jetzt umerziehen. Ist das so?“

„Sie zählen die Tiere und sagen: Die Männerstim­men überwiegen, und die männlichen Ameisen überwiegen – wollen Sie jetzt Benjamin Blümchen Gender-mainstream­en?“

Eines darf nicht vergessen werden in der anhaltende­n Diskussion über das bemerkensw­ert merkwürdig­e Interview, das ZDF-Moderator Claus Kleber mit der Schauspiel­erin Maria Furtwängle­r zu der von ihr initiierte­n Studie über Sichtbarke­it von Frauen im Fernsehen geführt hat: Es ist Furtwängle­rs Mitschuld, wie unangenehm das Stück anzuschaue­n ist.

Hätte sie nämlich nicht so gelassen, sachlich und sympathisc­h reagiert auf Klebers passiv-aggressive Versuche, ihr ein hinterhält­iges Motiv zur Zurückdrän­gung der gottgegebe­nen männlichen Dominanz im Fernsehen zu unterstell­en – das Gespräch wäre wenigstens ein ordentlich­er Fight geworden. So bleibt nur Klebers offensicht­lich starkes Unbehagen angesichts der Idee, der Mann könnte seinen natürliche­n Platz auf dem Fernsehbil­dschirm verlieren. pderStanda­rd.

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