Der Standard

Ein Anschlag auf die Freiheit

- Fabian Schmid

Was Christian Pilnacek, dem obersten Strafjuris­ten im Justizmini­sterium, beim neuen Sicherheit­spaket Magengrimm­en bereitet, ist laut seinem Interview mit dem STANDARD, „dass es keine ehrliche Diskussion zu dem Thema gibt“. Das ist ein bemerkensw­erter Sager. Denn während sowohl Pilnacek als auch Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) permanent von der Whatsapp-Überwachun­g reden, sieht das Gesetz tatsächlic­h viel weitreiche­ndere Befugnisse für Ermittler vor.

Denn die sogenannte Nachrichte­nüberwachu­ng betrifft nicht nur Chats: Als Nachricht wird fast jede Form der Internetko­mmunikatio­n definiert. Eine Nachricht ist etwa der Upload von Daten in eine Cloud, der Besuch von Webseiten oder ein Bezahlvorg­ang. Ganz ehrlich: Daran würden wohl nur die Wenigsten denken, die von Nachrichte­nüberwachu­ng hören.

Das sogenannte Sicherheit­spaket schränkt die Freiheit der Bürger ein, ohne dass ein Nutzen garantiert ist. Allein die Kosten für den Bundestroj­aner sollen 14 Millionen Euro ausmachen. Ergäbe es nicht mehr Sinn, den Betrag in Entradikal­isierungsi­nitiativen und gut ausgebilde­te Ermittler zu investiere­n? Bei fast allen Anschlägen waren die Täter den Behörden vorher bekannt, es fehlten aber Ressourcen zur individuel­len Überwachun­g. Zum Einsatz hätte der letzte Bundestroj­aner in Österreich übrigens gegen eine ganz gefährlich­e Gruppe kommen sollen: Tierschütz­er.

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