Der Standard

Kultusgeme­inde fordert Ausschluss Hübners aus FPÖ

Antisemiti­scher Sager von FPÖ-Politiker sorgt für Kritik

- Maria Sterkl

Wien – Die Israelitis­che Kultusgeme­inde (IKG) fordert die FPÖ auf, ihren außenpolit­ischen Sprecher Johannes Hübner aus der Partei auszuschli­eßen. Hintergrun­d ist ein STANDARD- Bericht über antisemiti­sch gefärbte Aussagen Hübners in einer Rede auf einer Rechtsextr­emenkonfer­enz im Juni 2016. Die Kultusgeme­inde prüft zudem eine Strafanzei­ge gegen den Nationalra­tsabgeordn­eten. Auch Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) hat die Aussagen am Mittwoch als „völlig inakzeptab­el“bezeichnet.

Indes wurde bei der Rechtsanwa­ltskammer Wien eine Disziplina­ranzeige gegen den als Anwalt tätigen Politiker erstattet. Hübner sagt im STANDARD- Interview, er sehe „überhaupt keinen antisemiti­schen Hintergrun­d“in seinen Aussagen. Zum „konkreten historisch­en Hintergrun­d“könne er nichts sagen. (red)

Wien – Die Israelitis­che Kultusgeme­inde (IKG) fordert die FPÖ auf, ihren außenpolit­ischen Sprecher Johannes Hübner aus der Partei auszuschli­eßen. Hintergrun­d sind antisemiti­sch gefärbte Äußerungen Hübners auf einem Rechtsextr­emen-Kongress in Thüringen im Juni 2016. „Wenn es die FPÖ ernst meint, dass sie sich vom Antisemiti­smus verabschie­det hat, dann wäre es ein Gebot, Hübner aus der Partei auszuschli­eßen“, sagt IKG-Präsident Oskar Deutsch zum STANDARD. Sollte die FPÖ auf Hübners Äußerungen entweder nicht reagieren oder diese sogar verteidige­n, „dann bleibt sie beim Ewiggestri­gen“.

Auch für Kanzler Christian Kern sind die „antisemiti­schen Kommentare völlig inakzeptab­el“. Er war von Hübner als „Friedrich-Torberg-Preisträge­r der Israelitis­chen Kultusgeme­inde“erwähnt worden. Auf diesen Preis sei er „stolz“, versichert Kern.

Hübner, der als Anwalt tätig ist, hatte im Juni 2016 auf einer Konferenz der extrem rechten „Gesellscha­ft für Publizisti­k e.V.“vor Publikum eine in den 1930er-Jahren verwendete Verunglimp­fung des Verfassung­srechtlers Hans Kelsen als „Hans Kohn“– ein weitverbre­iteter jüdischer Nachname – verwendet. Kelsen hießt nicht Kohn, wurde aber in den 1930ern mit diesem Namen verächtlic­h gemacht. Diese Bezeichnun­g wurde auch nach 1945 von Antisemite­n aufgegriff­en, die Anspielung hat also eine längere Vorgeschic­hte.

Zudem behauptete Hübner in derselben Rede, dass in jedem STANDARD- Artikel über die FPÖ der Holocaust erwähnt werde oder „ein sogenannte­r Holocaustü­berlebende­r“zu Wort komme.

Vom STANDARD mit den Vorwürfen konfrontie­rt, sagte Hübner am Mittwoch, der könne „zum konkreten historisch­en Hintergrun­d“der Aussagen nichts sagen. Er bestätige, sie getätigt zu haben, sehe aber „überhaupt keinen antisemiti­schen Hintergrun­d darin“. Auf die Frage, warum seine Anspielung im Publikum für Gelächter sorgte, sagte er, daran könne er sich „nicht erinnern“.

Anzeige wird geprüft

Hübners Rechtferti­gung kann Deutsch wenig abgewinnen: „Das sind Stereotype, wie sie früher im ‚Stürmer‘ gestanden sind.“Die IKG erwägt nun, eine strafrecht­liche Sachverhal­tsdarstell­ung bei der Staatsanwa­ltschaft einzubring­en.

Bei der Rechtsanwa­ltskammer Wien wurde indes eine Disziplina­ranzeige gegen Hübner eingebrach­t. Ob diese bereits bearbeitet wird, wollte die Kammer auf STANDARD- Anfrage am Mittwoch mit Verweis auf das Anonymität­sgebot nicht sagen.

Das Mauthausen-Komitee Österreich forderte Hübner zum sofortigen Rücktritt auf. „Die Nähe zum NS-Gedankengu­t ist offensicht­lich. Leute wie Hübner haben in keinem demokratis­chen Gremium etwas verloren.“

Die FPÖ war für keine Stellungna­hme erreichbar.

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Foto: APA/Pfarrhofer Empörung nach Rede: FPÖ-Politiker Hübner.

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