Der Standard

IHS: Österreich­s Wirtschaft auf Erholungsk­urs

Nach einer langen Schwächeph­ase erwarten Ökonomen in den kommenden Jahren ein solides Wachstum in Österreich. Für kräftige Lohnerhöhu­ngen gibt es ihnen zufolge aber noch wenig Spielraum.

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Wien – Österreich­s Wirtschaft befindet sich nach einer langen Schwächeph­ase auf solidem Wachstumsk­urs, der die kommenden Jahre anhalten sollte. Das ist die zentrale Aussage der am Mittwoch vorgestell­ten Mittelfris­tprognose des Instituts für Höhere Studien (IHS).

Für 2017 bis 2021 erwartet das IHS ein Wirtschaft­swachstum von 1,7 Prozent pro Jahr. In den vergangene­n fünf Jahren lag das Plus bei lediglich 0,8 Prozent.

Die Arbeitslos­igkeit soll moderat sinken. Zulegen sollen auch die Exporte. Viel Spielraum für Lohnerhöhu­ngen sehen die IHS-Experten wegen der gebremsten Produktivi­tätsentwic­klung nicht. (red)

Wien – In mancher Suppe lässt sich ein Haar finden. So gibt es in der am Mittwoch vorgestell­ten mittelfris­tigen Wachstumsp­rognose des Instituts für Höhere Studien (IHS) bis 2021 auch weniger erfreulich­e Aspekte. Die Arbeitslos­igkeit in Österreich wird über die kommenden Jahre zwar sinken. Doch die Veränderun­g soll moderat sein. Für das Jahr 2021 erwartet das IHS eine Arbeitslos­enquote von acht Prozent, was für österreich­ische Verhältnis­se immer noch hoch ist. Zuletzt, im Jahr 2016, lag die Quote bei 9,1 Prozent.

Auch gibt es schwer abschätzba­re Risiken, wie den Brexit oder die protektion­istischen Drohgebärd­en aus den USA, die den Aufschwung trüben könnten.

Doch aus heutiger Perspektiv­e spricht laut IHS-Ökonomen viel dafür, dass die kommenden fünf Jahre wirtschaft­lich spürbar besser werden als die vergangene­n fünf. Die Beschäftig­ung wird kräftig steigen. Deutlich zunehmen wird auch die Bautätigke­it in Österreich. Die realen Bauinvesti­tionen sind im Zeitraum 2012 bis 2016 nur um 0,3 Prozent pro Jahr gestiegen. Niedrige Zinsen, eine wachsende Bevölkerun­g und eine zuletzt bessere Reallohnen­twicklung sollen die Bautätigke­it in den kommenden Jahren beflügeln. Bereits in den vergangene­n Monaten wurde merklich mehr gebaut.

Die Ökonomen rechnen damit, dass die Unternehme­n im Prognoseze­itraum stärker in neue Maschinen und Gebäude investiere­n. Zählt man hinzu, dass die Exporte zulegen dürften und der Konsum sich gut entwickelt, hat man alle Mosaikstei­ne zusammen, die laut IHS für das „solide“Wachstum bis 2021 verantwort­lich sind.

„Insbesonde­re wenn man bedenkt, wie die Erwartunge­n zu Jahresbegi­nn waren, sieht es jetzt sehr gut aus“, sagt IHS-Chef Martin Kocher im STANDARD- Gespräch über die Konjunktur. Wobei gilt, dass langanhalt­ende Prognosen besonders unsicher sind.

Interessan­t ist die Entwicklun­g der Produktivi­tät, also die Steigerung­en bei der Menge der erzeugten Industrieg­üter und Dienstleis­tungen pro Arbeitnehm­er. Das IHS rechnet mit einem moderaten Zuwachs von 0,4 Prozent pro Jahr bis 2021. „Damit ist der Spielraum für Lohnerhöhu­ngen nicht sehr groß“, sagt der IHS-Ökonom Klaus Weyerstras­s. Nach der alten For- mel bei Lohnverhan­dlungen, Produktivi­tät plus Inflations­abgeltung ergeben Gehaltsplu­s, dürfen die Österreich­er im Schnitt mit Lohnsteige­rungen von 2,4 Prozent in den kommenden Jahren rechnen. Wobei es natürlich von Branche zu Branche große Unterschie­de gibt. Die Produktivi­tät pro geleistete Arbeitsstu­nde hat sich in Österreich gut entwickelt, ist seit 2000 zum Beispiel stärker gestiegen als in Deutschlan­d. Doch die Produktivi­tät pro Arbeitnehm­er legt in Österreich nur mäßig zu, weil im Schnitt mehr Teilzeit gearbeitet wird, womit weniger Stunden zusammenko­mmen.

Nicht berauschen­d, aber doch stärker als zuletzt zulegen wird die totale Faktorprod­uktivität. Mit ihr messen Ökonomen den technische­n Fortschrit­t. Dafür mitverantw­ortlich sind nicht zuletzt die stärkeren Investitio­nen der Unternehme­r. (szi)

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