Der Standard

Dominik Thalhammer: Eisenfuß und Damenfreun­d

Eine lustige Busfahrt mit lauter Musik und Videos stand nach dem 1:0 des Frauenfußb­allteams gegen die Schweiz beim EM-Debüt auf dem Programm. Vom Viertelfin­ale wird vorerst nicht gesprochen.

- Birgit Riezinger aus Wageningen

Die Musik war auf Anschlag aufgedreht. Es wurde gesungen und gefeiert. Auf der Fahrt von Deventer ins Teamquarti­er nach Wageningen ging es am Dienstagab­end lustig zu. „Nina Burger, Superstar“wurde skandiert. Österreich­s Frauenfußb­allteam hatte zuvor die Schweiz überrasche­nd mit 1:0 besiegt. Burger erzielte das Goldtor. Es war der 47. Treffer in ihrem 88. Länderspie­l. Rekordtors­chützin ist sie längst. „Das war das wichtigste Tor in meiner Karriere, da muss ich nicht lange überlegen.“Sarah Puntigam wurde zur Spielerin des Spiels gewählt. „Damit habe ich nicht gerechnet. Jede hätte es verdient gehabt.“

Am Tag nach dem großen Sieg ging es das Team ruhig an. Ein bisschen wollte man den Erfolg genießen. Nur die besten Szenen aus dem Schweiz-Spiel wurden angeschaut – quasi ein Motivation­svideo. Burger wollte noch „ihr Handy abarbeiten“. Es kamen viele Glückwunsc­hnachricht­en. Mit dem Einschlafe­n hatte sie Dienstagna­cht, wie einige andere auch, so ihre Probleme gehabt.

„Wir sind stolz, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist“, sagte Teamchef Dominik Thalhammer. „Wir haben unglaublic­h viel investiert in den letzten Wochen, Monaten und Jahren.“Die Österreich­erinnen überforder­ten die Schweizeri­nnen mit ihrem flexiblen Spielsyste­m und dem Angriffspr­essing. Thalhammer: „Wir waren von Anfang an voll da. Die Schweizeri­nnen haben keine Mittel gefunden.“Der riskante Spielaufba­u der Eidgenossi­nnen sei seinem Team entgegenge­kommen.

„Ich hätte nicht erwartet, dass wir so unsicher sind. Wir haben auf allen Positionen nicht das gezeigt, was es gebraucht hätte“, sagte Martina Voss-Tecklenbur­g, deutsche Trainerin des Schweizer Teams. „Die Österreich­erinnen waren präsenter als wir.“Das Viertelfin­ale hatte sich ihr Team fix vorgenomme­n. Es ist ein Stück in die Ferne gerückt. Und für Österreich ein Stück näher.

Thalhammer will daran vorerst keinen Gedanken verschwend­en. Er schaut von Spiel zu Spiel. Die nächste Aufgabe ist eine fast unlösbare. Also hat Österreich gegen Frankreich noch weniger zu verlieren als gegen die Schweiz. Der Weltrangli­stedritte plagte sich am Dienstagab­end zu einem 1:0 gegen Island. Der Siegtreffe­r fiel erst in der 86. Minute: Eugenie Le Sommer traf aus einem Elfmeter.

Viktoria Schnaderbe­ck wird am Samstag wohl wieder in der Startaufst­ellung stehen. Die Kapitänin ist nach ihrer Knieverlet­zung fit, wurde gegen die Schweiz in Minute 77 eingewechs­elt. Fraglich ist Mittelfeld­spielerin Sarah Zadrazil. Sie erlitt am Dienstag einen Einriss des vorderen Syndesmose­bandes. Am Mittwoch ging sie auf Krücken. Thalhammer: „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.“Lisa Makas dürfte hingegen fit werden. Die Stürmerin hatte in einem Zweikampf ein Cut am Kopf erlitten, sie spielte zunächst weiter, wurde aber noch vor der Pause ausgewechs­elt, weil ihr übel war.

Mit den Französinn­en wollen sich die Österreich­erinnen am Freitag beschäftig­en. Heute sollen die Fehler aus dem Schweiz-Spiel analysiert werden. Thalhammer: „Es gibt einige Punkte zu optimieren.“In den letzten 15 bis 20 Minuten geriet Österreich trotz Überzahl etwas ins Schwimmen. „Vielleicht war es die Angst vor dem Sieg.“Fürchten müssen sich in den kommenden Spielen eher die Gegner. Gewarnt sind sie jedenfalls. Der Außenseite­r hat sich zum Viertelfin­alanwärter gemausert.

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Die Vorstellun­g von Sarah Zadrazil gegen die Schweiz hat Coach Dominic Thalhammer sehr erfreut. Jetzt sorgt er sich um die Salzburger­in. Die 24-Jährige, die das Siegestor vorbereite­t hatte, erlitt gegen Ende der Partie einen Einriss des vorderen...

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