Der Standard

Das Burgenland will ans Meer

Mit dem Kauf der ÖBB-Strecke von Friedberg nach Oberwart will das Burgenland auch eine alte Verbindung nach Szombathel­y wiederbele­ben. Und sich gemeinsam mit dem Nachbarn in die europäisch­e Verkehrsac­hse zu den istrischen Häfen einklinken.

- Wolfgang Weisgram

Eisenstadt – Das Burgenland steht, seit es das Burgenland geworden ist vor demnächst bald 100 Jahren, vor steten verkehrste­chnischen Herausford­erungen. Vor 90 Jahren erst wurde mit der Straße über den Sieggraben­er Berg eine durchgehen­de Nord-Süd-Verbindung geschaffen. Die bestehende­n OstWest-Achsen zu den alten ungarische­n Zentren sind mit dem Eisernen Vorhang gekappt worden.

Seither – sehr allmählich vor allem im Süden – werden diese wiederbele­bt. Unlängst wurde bekannt, dass das Land die Bahnstreck­e zwischen Friedberg und Oberwart von der ÖBB kaufen wird. Geplant ist, irgendwann einmal, eine Verlängeru­ng dieser über Aspang zur Südbahn führenden Linie bis Szombathel­y. Dorthin soll auch die S31 führen. Am Montag ist die B61a – das ist die Verlängeru­ng dieser S31 von Oberpullen­dorf bis fast an die Grenze – feierlich eröffnet worden.

Dass gerade die Verkehrspr­ojekte sich so ziehen, liegt nicht nur an den hierzuland­e sehr großzügig dimensioni­erten Bürgerbete­iligungsve­rfahren. Mit dem Burgenland und den drei westungari­schen Komitaten (GyörMoson-Sopron, Vas und Zala) stoßen auch zwei unterschie­dliche politische Kulturen aufeinande­r.

Föderal vs. zentral

Ungarn hat seit eh und je eine zentralist­ische Staatsauff­assung. Deshalb hat man sich in Budapest ursprüngli­ch immer wieder bloß an das Wiener Verkehrsmi­nisterium gewandt, das dann aber seinerseit­s sich mit Einrichtun­gen wie der mehrheitli­ch ungarische­n, seit je grenzübers­chreitende­n regionalen Raaberbahn nicht immer leichtgeta­n hat.

Peter Zinggl, der burgenländ­ische Verkehrsko­ordinator, erzählt, dass die bilaterale­n Fisimatent­en – mit jedem bilaterale­n Holler gleich in Budapest vorstellig werden zu müssen – sich erst auf persönlich­er Ebene haben auflösen lassen. Und zwar – ressortmäß­ig unzuständi­g – auf Verteidigu­ngsministe­rebene. Norbert Darabos aus Mjenovo / Kroatisch Minihof und Csaba Hende aus Szombathel­y/Steinamang­er, der 2015 zurückgetr­eten ist, machten einschlägi­ge Stimmung, Landeshaup­tmann Hans Niessl mit seinem Besuch bei Viktor Orbán den Sack gewisserma­ßen zu. Und das hieß, dass die jeweiligen Experten sich an einen Tisch setzen und endlich arbeiten konnten.

„Smart Pannonia“nennt sich die Ende Juni in Sopron präsentier­te „Studie zur funktional­en Region Burgenland – Westungarn“, die Wege aufzeigen will, die jedenfalls perspektiv­isch integriert­e Region an das europäisch­ökonomisch­e Ganze anzubinden. Schritt für Schritt, klar. Aber man stehe mittlerwei­le schon vor dem letzten Schritt, „der Finanzieru­ng. Wir sind da“, so Zinggl, „gemeinsam mit den baltischen Ländern eine europäisch­e Projektreg­ion.“

Europäisch­e Achsen

Es gehe darum, das Burgenland, an die europäisch­en Achsen anzubinden. Der Ausbau der drei istrischen Häfen Triest, Koper und Rijeka braucht leistungss­tarke Eisenbahne­n nordwärts. Die Raaberbahn wird sich auf ungarische­r Seite einbinden in diese Seta (South East Transport Axis).

Und das Burgenland zunehmend auch in diese. Das sei der eigentlich­e Hintergrun­d des Kaufs der Strecke Friedberg–Oberwart. Für den Güterverke­hr ohnehin unerlässli­ch, denkt man auch an die Wiederaufn­ahme des Personenve­rkehrs. „Bei entspreche­ndem Bedarf“, schränkt Zinggl ein. Es geht um die Verbindung nach Wien. Aber, über Szombathel­y, auch nach Eisenstadt. Oberwart –Szombathel­y ist nur ein südburgenl­ändischer Ost-West-Korridor.

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Im Burgenland wird nicht nur an der Bahnverbin­dung nach Ungarn gebastelt. Die Verlängeru­ng der S31 ist bereits eröffnet.

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