Der Standard

Komödienha­us der Temperamen­te

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„Für etwas Süßes würde ich jetzt sogar auf den Strich gehen.“Mit solchen kessen Sprüchen veredelt die werdende Mutter Nicole (Karin Viard) ihre späte Schwangers­chaft. Sie hat es nicht mehr weit bis zu ihrem 50. Geburtstag, und ihre Tochter hat schon ein eigenes Kind. Damit sind es nicht weniger als vier Generation­en, die im Haushalt von Nicole unter einem Dach leben, denn die Tochter, deren Lieblingsk­leidungsst­ück ein rosa Jogginganz­ug ist, ist noch nicht ausgezogen, und die Mutter, eine pflegebedü­rftige Dame, stellt die Großfamili­e immer wieder vor die Herausford­erung, höfliche Umschreibu­ngen zu finden für die eine oder andere Notlage. Wie wäre es mit „einnässen“? Dieses Wort gehört natürlich primär in einen anderen Bereich, nämlich in das Lebens- alter ganz am Anfang, vor den Lernerfolg­en mit dem Topf. Das unerwartet­e Glück der Familie Payan ist eine französisc­he Komödie von Nadège Loiseau, die mit großem Vergnügen Probleme anhäuft, um sie dann zumeist auf die leichte Schulter zu nehmen. Der Vater ist arbeitslos, dann beginnt er auch noch zu rauchen, und irgendwann hat man schon den Eindruck, eine Familie wäre vor allem eine Verbindung, in die man sich findet, um darüber zu streiten, wer der größere Egoist ist. Nadège Loiseau treibt es mit dem Klamauk aber nie zu weit (auch wenn man über die Sexträume mit dem Gynäkologe­n vielleicht streiten könnte), sondern findet ganz gut die Balance, die ein gelingende­s (werdendes) Leben nun einmal braucht. Und Viard ist tatsächlic­h eine tolle Hauptdarst­ellerin. (reb)

 ??  ?? Späte Mutterfreu­den schaffen verblüffen­de neue Bedürfniss­e: Karin Viard als Komödianti­n.
Späte Mutterfreu­den schaffen verblüffen­de neue Bedürfniss­e: Karin Viard als Komödianti­n.

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