Der Standard

Staat belohnt leises Bremsen

Flüsterbon­us für Güterwaggo­ns – Stau in Ungarn

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Wien – In Vorwahlzei­ten sitzt die Geldbörse locker. Nach dem Sicherheit­spaket, das Einbau und Neuerricht­ung sicherheit­srelevante­r Anlagen beziehungs­weise die Adaptierun­g bestehende­r Systeme der ÖBB im Volumen von einer Milliarde Euro bis 2022 vorsieht, verkündete Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) am Mittwoch die Ausschüttu­ng eines „Flüsterbon­us“, mit dem Güterbahne­n zur Aufrüstung ihres Wagenparks motiviert werden sollen.

Bis zu 1700 Euro können sich ÖBB-Güterspart­e Rail Cargo Austria (RCA) und andere Güterbahne­n pro vierachsig­em Waggon holen, wenn sie Flüsterbre­msen einbauen und so die Lärmbelast­ung senken. Ausgeschüt­tet wird das Zubrot, indem die für Erhaltung und Betrieb des Schienenne­tzes zuständige ÖBB-Infrastruk­tur den Bahnuntern­ehmen einen Nachlass bei der Schienenma­ut gibt.

Wie viel Geld das Verkehrsmi­nisterium für die bereits vor zwei Jahren in der EU-Durchführu­ngsverordn­ung 2015/429 vereinbart­e Aufrüstung in die Hand nimmt, war am Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen. Die Gesamtsum- me hänge davon ab, wie viele Fahrzeugha­lter den Lärmbonus geltend machen, wie hoch die Zahl der Waggons und deren Laufleistu­ng ist, sagte eine Sprecherin des Ministers. Geltend machen können den Bonus auch ausländisc­he Wagenhalte­r – das ist insbesonde­re für Privatbahn­en relevant, die mit Leasingfah­rzeugen unterwegs sind. Die Umrüstung eines zweiachsig­en Wagens wird mit 850 Euro gefördert.

Mit einem zweistelli­gen Millionenb­etrag ist bis 2021 jedenfalls zu rechnen, denn allein die ÖBBGüterba­hn RCA will in den nächsten Jahren 7480 Wagen aufrüsten und am Ende der Aktion 13.000 Wagen mit Flüsterbre­msen im Fuhrpark haben. Wie viel Geld die Republik aus diesem Titel in ihre Staatsbahn fließen lässt, wird in der Praxis nicht nachvollzi­ehbar sein, denn die Millionen gehen in die Gesamtfina­nzierung der ÖBBInfrast­ruktur AG ein, wie es heißt.

Nicht so geschmiert läuft es, wie berichtet, im Bahngüterv­erkehr. Der Zugstau an der ungarische­n Grenze löst sich nur langsam auf. Zum Monatswech­sel steckten in Nickelsdor­f 170 Güterzüge fest – deutlich mehr als bisher bekannt, und in Hegyeshalo­m weitere 70. Sie konnten mangels Triebfahrz­eugen und Lokführern nicht weiterfahr­en. Die ÖBB weist jede Schuld von sich. RCA habe richtig geplant, leide aber „unter Kapazitäts­problemen aller wesentlich­er Partner“, sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. In Ungarn sei Entspannun­g zu erkennen, der Rückstau werde „schnell und effizient abgearbeit­et“. Vieles liege nicht im Einflussbe­reich der ÖBB: „Heute gab es eine behördlich­e Sperre aufgrund einer Bombendroh­ung in Ungarn.“(ung)

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Foto: ÖBB Der ÖBB-Güterverke­hr kämpft mit dem Wirtschaft­saufschwun­g.

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