Der Standard

Komödie U-Ausschuss

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„Irgendwann hört sich der Spaß auf.“Sagt zumindest Norbert Darabos und bezieht sich dabei auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Eurofighte­r-U-Ausschuss, der laut Darabos Folgendes ergeben hätte: „Nichts!“

Eine Position, die allein schon was die Beurteilun­g der Aktivitäte­n des ehemaligen Verteidigu­ngsministe­rs betrifft, schwer haltbar ist. Hatte man vorher geglaubt, er hätte mit EADS einfach schlecht verhandelt, so weiß man jetzt, dank der im Ausschuss vorgelegte­n Dokumente, dass Darabos bei den Verhandlun­gen nicht nur bodenlosen Dilettanti­smus, sondern auch atemberaub­ende Unfähigkei­t unter Beweis gestellt hat.

Mehr als Alfred Gusenbauer­s brutaler Zynismus („Darabos hat eine ausgezeich­nete Leistung geboten“) tröstet da vielleicht die Nachricht, dass auch andere über die Erkenntnis­se des U-Ausschusse­s unglücklic­h sind. Zum Beispiel Airbus-Manager Wolf-Peter Denker, der – völlig zu Recht, aber Jahre zu spät – um den Ruf seiner einst als EADS auftretend­en Firma fürchtet und bei der Diskussion um die sogenannte­n Gegengesch­äfte „Versachlic­hung“einfordert.

Dem Mann kann geholfen werden. Ich empfehle die Webpage der Recherchep­lattform dossier.at, wo in Zusammenar­beit mit Michael Nikbakhsh vom Profil über 1000 Dokumente online gestellt wurden, in denen man nachlesen kann, wie das Verspreche­n der Eurofighte­r-Hersteller, österreich­ischen Unternehme­n Aufträge im Gegenwert von vier Milliarden Euro zu verschaffe­n, in der Praxis umgesetzt wurde. In den meis- ten Fällen lässt sich das anhand eines Beispiels erklären: Stellen Sie sich vor, Sie beauftrage­n um einen Riesenbatz­en Geld einen Eventmanag­er mit der Ausrichtun­g Ihrer Geburtstag­sfeier. Dabei sollen drei Kriterien erfüllt werden: viele Gäste, ein imperialer Rahmen und als Partyband die Wiener Philharmon­iker. Am Festtag bringt Sie der Manager zum Sommernach­tsgratisko­nzert der Wiener Philharmon­iker vor Schloss Schönbrunn, wo er Ihnen stolz erklärt, alle Ihre Wünsche und somit auch die mit Ihnen geschlosse­ne Vereinbaru­ng erfüllt zu haben.

Nach diesem Prinzip handelnd hat EADS einfach behauptet, diverse Geschäfte wären aufgrund des Eurofighte­rKaufs der Republik Österreich zustande gekommen. Aus den nun vorliegend­en Dokumenten geht hervor, dass Firmen fürs Mitspielen bei dieser Gaukelei mit viel Geld belohnt wurden. Das hat eine gewisse schauspiel­erische Logik. Wer dazu bereit war, ein Geschäft, das in Wahrheit völlig unabhängig von einer Vermittlun­g durch EADS abgelaufen ist, als Gegengesch­äft darzustell­en, bekam dafür auch eine Darsteller­gage. Als Mäzene dieses absurden Theaters dürfen wir uns übrigens alle fühlen, denn EADS hat die Künstlerho­norare für das Mimen von Gegengesch­äften vorsorglic­h auf den Kaufpreis der Eurofighte­r draufgesch­lagen.

I ntendant dieser SchmierKom­ödienspiel­e war damals Wirtschaft­sminister Martin Bartenstei­n, der damit Darabos bezüglich Dilettanti­smus und Unfähigkei­t noch übertroffe­n hat. Und wenn Bartenstei­n heute dazu meint, die Gegengesch­äfte wären „eine vernünftig­e Sache“gewesen, muss man Darabos einmal recht geben: „Irgendwann hört sich der Spaß auf.“

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