Der Standard

Zwei-Klassen-Helfer

- Bianca Blei

Wird es in einer Krisenregi­on zu gefährlich, ziehen sich internatio­nale Helfer zurück. Übrig bleiben Einheimisc­he, die Notleidend­e vor Ort unterstütz­en. Und das Risiko, das sie fortan alleine tragen. In einer Studie mit Unterstütz­ung der UN-Abteilung für die Koordinier­ung humanitäre­r Angelegenh­eiten (OCHA) wird das Auslagern des Risikos an kleine lokale Organisati­onen als Trend ausgemacht. Dazu kommt noch: Nur geschätzt 0,2 Prozent aller Spendengel­der gehen direkt an lokale Helfer. Nur ein Bruchteil des globalen Spendenauf­kommens geht direkt an Organisati­onen oder Initiative­n im globalen Süden.

Unter dem Druck der großen Spender getrauen sich große Hilfsorgan­isationen oder die Uno kaum zuzugeben, dass sie gewisse Risiken nicht tragen, in manchen Regionen einfach nicht tätig sein können. Fast niemand macht öffentlich, dass man einheimisc­he Helfer bezahlt – oft ohne geeignetes Sicherheit­straining. Nur wenige gestehen ein, dass sie den Fluss der Gelder nicht kontrollie­ren können. Wie auch – immerhin ist es in den Gebieten viel zu gefährlich. Wie viele Spenden auf dem Weg nach unten in der Bürokratie der einzelnen Organisati­onen versickern, bleibt im Dunkeln. Nachdem heuer laut OCHA noch mehr als 20 Milliarden Euro an Hilfszahlu­ngen benötigt werden, täte man gut daran, Spenden effektiv einzusetze­n. Mit der Übereinkun­ft „Grand Bargain“– dem „großen Handel“– haben sich im Vorjahr 30 große Spender und Hilfsorgan­isationen auf mehr Transparen­z und weniger Bürokratie geeinigt – bis 2020. Eine rasche Umsetzung ist wünschensw­ert.

Niemand erwartet, dass sich internatio­nale Helfer in unnötige Gefahr begeben, doch die Fakten müssen auf den Tisch gelegt werden. Vor allem in Zeiten lauter Kritik an NGOs. Und damit Helfer vor Ort auch ein wenig Ruhm und nicht nur das Risiko abbekommen.

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