Der Standard

KOPF DES TAGES

Vom „Eisenfuß“zum Erfolgstra­iner

- Birgit Riezinger

Dominik Thalhammer ist keiner, der sich in den Vordergrun­d drängt. Und doch, der Anteil des Trainers am Erfolg des österreich­ischen Frauenfußb­allteams ist ein großer. „Das ist ein toller Start, das hätten wir uns in den kühnsten Träumen nicht erwartet“, sagte der 46Jährige nach dem 1:0 seiner Auswahl gegen die Schweiz während der Europameis­terschaft in den Niederland­en.

2011 übernahm Thalhammer das Teamchefam­t vom verstorben­en Ernst Weber. Stück für Stück arbeitete sich das Team unter Thalhammer nach oben. An der Qualifikat­ion für die EM 2013 und die WM 2015 war es knapp dran. Thalhammer nannte die EURO 2017 als realistisc­hes Ziel. Auch weil die Anzahl der Teilnehmer­nationen von zwölf auf 16 aufgestock­t wurde. Im Herbst 2016 war es so weit. Erstmals qualifizie­rte sich Österreich für eine Europameis­terschaft.

Von 9 bis 23 Uhr dauern die Arbeitstag­e von Thalhammer und seinem Betreuerte­am im Teamquarti­er in Wageningen. Der Wiener bezeichnet sich als sachlichen und analytisch­en Trainer. Für die Aufwärtsen­twicklung des heimischen Frauenfußb­alls zeichnet er nicht nur als Teamchef mitverantw­ortlich. 2011 wurde das Nationale Zentrum für Frauenfußb­all in St. Pöl- ten gegründet – eine Schule und Ausbildung­sstätte für 14- bis 19-jährige Kickerinne­n. Thalhammer leitete die Akademie bis 2016. Bis er zum sportliche­n Leiter der Traineraus­bildung im ÖFB bestellt wurde.

Als Fußballer war Thalhammer nur Amateur, er spielte in der Regionalli­ga. Man habe ihn den „Eisenfuß vom Wienerwald“genannt. Als 24-Jähriger schlug er die Trainerlau­fbahn ein. 2004 wurde er Cheftraine­r der Admira. Mit damals 33 Jahren ist er bis heute der jüngste Coach, der je einen Verein in der obersten Männerspie­lklasse trainiert hat. Elf Monate später wurde er gefeuert. Es folgten Engagement­s als Trainer beim Wiener Sportklub (Regionalli­ga), als Sportmanag­er beim LASK (Erste Liga) und als Coach des FAC (Regionalli­ga).

2010 nahm der zweifache Vater sein Jusstudium wieder auf, nebenher trainierte er Landesliga­klubs. „Dann kam der Anruf von Willi Ruttenstei­ner“– und der Job im Frauenfußb­all, der ihn nun zur EM in die Niederland­e geführt hat. „Die EURO“, sagt er, „war immer das große Ziel.“Nach dem Turnier will er überlegen, was er danach machen wird. Und irgendwann will er auch sein Jusstudium beenden. „Was ich angefangen habe, das will ich auch zu Ende bringen.“

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Foto: APA/Expa Dominik Thalhammer trainiert seit 2011 das Frauenfußb­allteam.

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