Der Standard

Eigene Gesetzesvo­rlagen

Hofer sieht Aussichten auf Regierungs­beteiligun­g durch Hübner-Aussagen nicht getrübt

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Der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer (FPÖ) will den Rechnungsh­of in die Gesetzwerd­ung einbinden.

Wien – Die FPÖ will im Falle einer Regierungs­beteiligun­g neben dem Ausbau der direkten Demokratie den Rechnungsh­of stärker in die Gesetzwerd­ung einbinden. Diese solle künftig auf Basis von dessen Prüfberich­ten und Empfehlung­en Gesetzesvo­rschläge entwickeln, die dann als Vorlagen im Parlament behandelt werden, fordert der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer (FPÖ) im APA-Sommerinte­rview.

Der Rechnungsh­of zeige viele Schwächen und Verbesseru­ngsvorschl­äge auf. „Dann wird applaudier­t, und es passiert wenig. Wenn auch der Rechnungsh­of Gesetzesvo­rschläge erarbeitet, dann ändert sich vieles. Das wäre ein echter Systembruc­h“, so Hofer. Er erwartet sich davon „etliche Milliarden an Einsparung­en“, die für eine „echte Steuerrefo­rm“genutzt werden könnten.

Nach seinen Vorstellun­gen soll der Rechnungsh­of mit mehr personelle­n Ressourcen – „Legisten und Volkswirts­chafter“– ausgestatt­et werden. Wichtigste­r Punkt für den Fall einer Koalitions­beteiligun­g ist für Hofer „das Stärken der direktdemo­kratischen Instrument­e nach dem Vorbild der Schweiz“. Geht es nach den Blauen, sollen die Österreich­er künftig öfter zu Volksabsti­mmungen gerufen werden. In diesem Zusammenha­ng begrüßt Hofer auch den jüngsten Vor- schlag von SPÖ-Chef Christian Kern für eine Volksabsti­mmung über eine Verwaltung­sreform.

Die Chancen auf eine rot-blaue Koalition sieht der frühere Präsidents­chaftskand­idat weiterhin gegeben. Wie berichtet haben antisemiti­sch gefärbte Äußerungen, die der FPÖ-Abgeordnet­e Johannes Hübner im Vorjahr bei einem Kongress der rechtsextr­emen Gesellscha­ft für freie Publizisti­k e. V. (GfP) in Thüringen getätigt hat, zuletzt für massive Kritik gesorgt. Im STANDARD- Interview hatte ÖVPGeneral­sekretärin Elisabeth Köstinger eine Koalition mit einer Partei, in der Hübner eine Funktion innehat, als „nicht vorstellba­r“bezeichnet. Auch Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat die FPÖ in der Kronen-Zeitung aufgeforde­rt, Konsequenz­en zu ziehen. Anderenfal­ls kämen die Blauen nicht als Partner infrage.

Hofer zeigt sich von den rotschwarz­en Drohungen unbeeindru­ckt. „Ich sehe das sehr entspannt. Letztendli­ch wird sich nach der Wahl vieles anders präsentier­en. Ich gehe davon aus, dass einer der beiden Spitzenkan­didaten, Kurz oder Kern, nach der Wahl nicht mehr im Amt sein wird“, sagte Hofer.

Kein Platz für Codes

In der Sache sei aber klar, dass es für etwaige antisemiti­sche Codes „keinen Platz“geben dürfe. „Wir haben eine besondere Geschichte, aus der erwächst eine besondere Verantwort­ung. Wer mich kennt, weiß, dass ich beim Thema Antisemiti­smus keinen Spaß verstehe und sehr sensibel bin. Deshalb schaue ich mir das sehr genau an und bin da sehr hellhörig“, so Hofer.

Man habe ihm aber berichtet, dass Hübner die Vorwürfe bestreitet. „Ich gehe davon aus, dass das den Tatsachen entspricht.“Die „größte Gefahr für das Wiederauff­lammen von Judenhass in Österreich“sieht Hofer ohnehin vielmehr durch „Zuwanderun­g aus Ländern, in denen Antisemiti­smus auch in Taten gelebt wird“. (APA, red)

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Foto: Reuters Norbert Hofer glaubt dem FP-Mandatar Johannes Hübner.

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