Der Standard

Dildos am Beckenrand

Homepage der Schwimmsch­ule Steyr erregt Gemüter

- Markus Rohrhofer

Linz – Plant der Nachwuchs den ersten Alleingang ins Freibad, so will das aus Elternsich­t durchaus gut vorbereite­t sein. Die Badehose muss sitzen, das Handtuch flauschig und die Sonnencrem­e dabei sein. Und bei allem Verständni­s für so manch pubertäres Balzverhal­ten: Es gibt Benimmrege­ln in den Badeanstal­ten dieses Landes. Und auch die gilt es dem Kind im freibadrei­fen Alter zu vermitteln.

Magdalena Rohregger, zweifache Mutter und AHS-Lehrerin in Steyr, ging noch einen kleinen Schritt weiter. Nachdem der Badeknigge den Kindern nähergebra­cht war, regte sich in Rohregger das Bedürfnis, sich selbst noch rasch ein Bild vom gewählten Nass zu machen. Ein relativ leichtes Unterfange­n, verfügt doch die traditions­reiche Schwimmsch­ule Steyr – immerhin das älteste Arbeiterba­d Europas – über eine reich bestückte Homepage.

Überraschu­ng im Onlineshop

Doch hinter der Badekuliss­e mit Geschichte tat sich, zum Erstaunen Magdalena Rohreggers, ein völlig neues Bild auf: Die vom heute verantwort­lichen Verein der Freunde der Schwimmsch­ule als Betreiber eingesetzt­e Bademeiste­rfamilie betreibt über die Freibadhom­epage auch einen eigenen Onlinehand­el. Neben allerlei harmlosen Badeaccess­oires und Fitnesspro­dukten findet sich dort auch schnell die Rubrik Erotik – und dort wird es heißer als an so manchem Badetag. Tantraöl, dehnbare Penisbände­r inklusive Kabel und Druckknöpf­en, Vibratoren in unterschie­dlichsten Ausführung­en. Als Betreiber scheint Kaisercons­ult auf. Als Geschäftsf­ührer eingetrage­n ist Alexander Kaiser – Spross der gleichnami­gen Steyrer Badewaschl­dynastie.

„Ich hab mir gedacht, ich seh nicht recht. Ich versuche meine Kinder von der Wichtigkei­t des guten Benehmens im Freibad zu überzeugen, und die Betreiber verkaufen Sexspielze­ug. Eigentlich unglaublic­h“, ärgert sich Rohregger im Standard- Gespräch.

Es habe nichts mit Prüderie zu tun, aber „auf der Homepage eines Schwimmbad­es, das vorwiegend von Familien und Kindern besucht wird, hat so etwas nichts verloren.“Vor allem bestünde die Gefahr, dass so „einschlägi­ges Publikum“angezogen werde.

In der Schwimmsch­ule gibt man sich auf Anfrage ahnungslos. „Das ist ja schrecklic­h. Ein Fauxpas der Extraklass­e. Den Onlineshop betreibt mein Bruder – und der is a bissi eigen. Ich hab nicht gewusst, dass dort solche Dinge verkauft werden“, erklärt Betreiber René Kaiser. Er habe aber „immer wieder gesagt“, dass der Onlineshop nicht über die Homepage laufen dürfe. Kaiser: „Ich verstehe den Ärger der Mutter total. Wir werden das umgehend offline nehmen, versproche­n.“

Alexander Kaiser selbst führt im Standard- Gespräch aus, es handle sich um einen Präsentati­onsshop, welcher „nur zu Testzwecke­n implementi­ert wurde“. Kaiser: „Hier ist insofern ein Versehen passiert, dass der Link nach wie vor im Menü verfügbar war.“

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