LESERSTIMMEN
Implosion schaut anders aus
Betrifft: Leserbrief „Verrückt gewordene Mehrheit“von Egon Hofer
der Standard, 18. 7. 2017 Diesen Leserbrief kann man nicht unkommentiert stehen lassen. Er spricht von den Grünen als Chaostruppe, die kurz vor der Implosion steht, der eine Galionsfigur nach der anderen abhandenkommt.
Klar, es ist sehr schade um Eva Glawischnig, die lange Zeit die Grünen entscheidend geprägt hat. Die Nachfolge wurde schnell und professionell geregelt.
Klar, es ist sehr schade um Peter Pilz, er hat 31 Jahre lang Hervorragendes, nicht nur in der Korruptionsbekämpfung, geleistet. Dass eine „anscheinend verrückt gewordene Basis“ihn nicht auf den von ihm gewünschten vierten Listenplatz zur Nationalratswahl gewählt hat, ist überspitzt formuliert. Er hat hoch gepokert und diesen Platz nicht erreicht. Ein charmanter Jungspund verdrängt einen verdienstvollen Mandatar – das spielt’s anderswo auch. Ein Argument gegen die Basisdemokratie ist das nicht. Wenn Listenplätze von Gremien oder Parteichefs vergeben werden wie bei anderen Parteien, ist das auch keine Garantie für eine kluge Auswahl.
Und nun zu Kärnten. Die „anscheinend verrückt gewordene Basis“hat bei der Listenerstellung zur Landtagswahl 2018 eine Entscheidung getroffen, die die Landessprecherin Mitsche, eine „Galionsfigur“im Sinne Herrn Hofers, nicht akzeptieren wollte. In ihrer Enttäuschung vermittelte sie in Interviews und Stellungnahmen das Bild einer gespaltenen Partei, etliche ihrer Fans schürten die Aufregung. Es kam ihnen entgegen, dass das Bild der sechs wahlberechtigten Asylwerber der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln ist. So gab es Wildes auf Facebook und in Kronen-Zeitung und Co zu lesen.
Da die Situation auch aufgrund des unprofessionellen Verhaltens Frau Mitsches eskalierte, blieb ihr nichts anderes übrig, als zurückzutreten. In dem ganzen Geplärr ging vollkommen unter, dass die „anscheinend verrückt gewordene Basis“eine durchaus weise Wahl getroffen hatte – die Liste der Kandidaten für die Landtagswahl 2018 ist sehr ausgewogen, Stadt und Land, Naturschutz, Bildung, Slowenen … – alles gut vertreten, allesamt engagierte und kompetente Personen. Und wie ist die Situation der Kärntner Grünen jetzt? Die Partei hat mit dem Leitungsteam (das sind fünf erfahrene und kompetente Politiker) eine kollektive Führung. Die, wie sich gezeigt hat, notwendige Statutenreform wird in sorgfältiger Weise von Statutenarbeitsgruppen erarbeitet werden. Die Konfliktlinien sind entschärft, weil einige der Unzufriedenen aus der Partei ausgetreten sind und auch aus dem Klagenfurter Gemeinderatsklub ausgeschieden sind.
Und die Partei kann sich wieder um den politischen Alltag sowie um die kommenden Wahlkämpfe kümmern. Implosion schaut anders aus. Ingrid Göller
Ehemaliges Vorstandsmitglied der Klagenfurter Grünen, derzeit nur noch einfaches Parteimitglied
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Die Wette gilt!
Betrifft: „,Ich will Frauen nicht immer in einer Opferrolle sehen‘“– Interview mit ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger
der Standard, 22./23. 7. 2017 Den Anspruch zu wissen, was fürs Land gut ist, haben schon ganz andere Leute gestellt. Namen gefällig? Vor solchem Besserwissen sollte man sich hüten.
Frau Köstinger widerspricht sich, so wie die ganze ÖVP, in der zweiten/dritten Frage nach der Homoehe. Und in welchen Bereichen ist Deutschland hintenan? Frau Köstinger, bitte Beispiele.
Und mit der FPÖ will man wegen fragwürdiger Aussagen „absolut“nicht koalieren. Nun, sollte nach dem 15. Oktober nur eine ÖVP/FPÖ-Koalition möglich sein, ist dieses Versprechen schon am Wahlabend nichtig und vergessen. Wetten? Michael Neuhauser
1230 Wien