Der Standard

Fragwürdig­er Vorschlag

- Günther Oswald

Keine Frage: Im Rechnungsh­of sitzen Experten, die bei allen wesentlich­en Politikfel­dern sinnvolle Reformvors­chläge machen können. Das tun sie auch jetzt schon. Mit ihren Berichten legen sie regelmäßig offen, wo im Staat die Milliarden versickern und welche strukturel­len Probleme dahinter liegen. Nicht selten sind es Doppel- oder Mehrfachgl­eisigkeite­n, die sich aus den föderalen Strukturen Österreich­s ergeben.

Den Rechnungsh­of deshalb aufzurüste­n, wie der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer das jetzt fordert, damit dieser selbst Gesetzesen­twürfe erarbeiten kann, ist dennoch ein fragwürdig­er Vorschlag. Was würde bei Umsetzung der Idee passieren? Als Erstes würden die Regierende­n noch viel stärker als jetzt versuchen, parteinahe Leute in das Kontrollgr­emium zu entsenden. Die Äquidistan­z des Rechnungsh­ofs zu allen Parteien, die von manchen schon jetzt bezweifelt wird, würde endgültig verlorenge­hen.

In der Praxis liegt das Problem auch nicht darin, dass die Regierungs­parteien nicht wüssten, wo man ansetzen sollte. Dort, wo nichts weitergeht, hat das in aller Regel mit innerparte­ilichen Blockierer­n, mit übermächti­gen Interessen­gruppen zu tun. Die Entscheidu­ng, welche Gesetzesvo­rlagen behandelt werden, kann dem Parlament aber niemand abnehmen. Es liegt an den Wählern zu entscheide­n, ob sie Reformverw­eigerung hinnehmen. Dafür braucht es keine Parallelmi­nisterien im Rechnungsh­of.

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