Der Standard

KOPF DES TAGES

Einer, der Trump versteht, soll ihn der Welt erklären

- Manuel Escher

Darüber, was den amerikanis­chen Republikan­ern doch noch einen Erfolg bei der Gesundheit­sreform bescheren wird, muss Anthony Scaramucci nicht lange nachdenken: „Präsident Trump hat ein hervorrage­ndes Karma“, sagte der neue Kommunikat­ionschef im Weißen Haus am Freitag bei seiner ersten Pressekonf­erenz. Das Blatt werde sich daher wieder zugunsten des Staatschef­s wenden.

Scaramucci, der so wie Trump mit New Yorker Akzent spricht, weiß einzuschät­zen, was sein Chef von ihm hören will. Und zumindest bei Trump scheinen die Schmeichel­künste des 53-Jährigen zu fruchten. Obwohl der einstige Goldman-SachsBanke­r im Wahlkampf zwei republikan­ische Konkurrent­en und davor sogar Hillary Clinton unterstütz­te, bemühte sich der Präsident immer wieder um seine Dienste. Kurz vor der Angelobung im Jänner schickte er ihn sogar zum Weltwirtsc­haftsforum in Davos. Scaramucci sollte dort die Agenda erklären – selbstbewu­sst, sehr kontrollie­rt und im Vokabular der Manager.

Dieses spricht er ebenso unfallfrei wie jenes der Juristen. Wie er selbst gern und häufig anmerkt, hat er neben seinem Jusstudium in Harvard auch Wirtschaft­skurse belegt. Die elitäre Ausbildung führte den Sohn eines Bau- arbeiters aus dem proletaris­chen Teil von Long Island zu den großen Wirtschaft­sfirmen der Welt.

Nach Goldman Sachs arbeitete „der Schnorrer“(„the Mooch“), wie ihn Freunde in Anspielung auf seinen Namen nennen, für Lehman Brothers. Und dazwischen immer wieder für sich selbst: Scaramucci hat mehrere Finanzunte­rnehmen gegründet, wegen deren Verflechtu­ngen er bei der Jobvergabe im Jänner leer ausging. Seine Gegner im Lager Trumps betonten damals, es könnte Interessen­konflikte geben. Neben Stabschef Reince Priebus soll auch die graue Eminenz im Weißen Haus, Stephen Bannon, ein schlechtes Verhältnis zu Scaramucci pflegen.

Er selbst wechselte im Mai 2016 doch noch zu Trumps Wahlkampft­eam. Vorangegan­gen waren dem Wechsel Gespräche mit Menschen, die er noch aus seiner Jugend in Long Island kennt, sagt Scaramucci: „Meine Freunde von früher lieben Trump.“Wo er selbst politisch steht, ist weniger klar. Seine Frau Deidre spendete 2015 den Demokraten Geld. Tweets, in denen er selbst Trump hart kritisiert­e und für Abtreibung, strenge Waffengese­tze, die Ehe für alle und gegen die Todesstraf­e, den Brexit und Mauern argumentie­rte, löschte er am Freitag. Seine Meinung habe sich eben geändert, sagt er.

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Foto: AFP Anthony Scaramucci ist neuer Kommunikat­ionschef im Weißen Haus.

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