Der Standard

Poker um Glaubwürdi­gkeit

- Bettina Pfluger

Ins Rollen gekommen ist alles mit VW und der Manipulati­on der Abgaswerte. Dann riefen Daimler, Audi, Porsche, Mercedes und Opel hunderttau­sende Autos in die Werkstatt – wegen erforderli­cher Änderungen der Abschaltvo­rrichtunge­n für die Abgasreini­gung. Nun steht die gesamte deutsche Autobranch­e unter Kartellver­dacht. Seit Jahrzehnte­n sollen sich die Keyplayer bei wichtigen Themen abgesproch­en haben – auch diesbezügl­ich, Abgaswerte hübsch aussehen zu lassen. Das kratzt am ohnehin angeschram­mten Image der deutschen Erzeuger.

Sind manipulier­te Systeme nur ein Phänomen deutscher Hersteller? Nein. Fiat-Chrysler, General Motors, Nissan, Mitsubishi, Suzuki, Toyota, Renault: Rund um den Globus stehen Autoherste­ller ebenfalls unter Verdacht. Es muss wohl einen Wurm im System geben – anders ist es nicht erklärbar, dass Verbrauche­r weltweit systematis­ch hinters Licht geführt werden. Teil der Aufklärung muss es sein, diesen Wurm zu finden. Dazu gehört, Systeme und Seilschaft­en schonungsl­os zu hinterfrag­en. Den Kunden lediglich neue Software einzubauen reicht jedenfalls nicht.

Auch wenn sich die Antriebssy­steme ändern, sich E-Mobilität durchsetzt, der Dieselmoto­r vielleicht ganz verschwind­et. Letztlich kauft man das nächste Auto vom Hersteller seines Vertrauens. Ohne umfassende Aufklärung der zutage gebrachten Skandale wird genau dieses Vertrauen nicht wiederherz­ustellen sein.

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