Der Standard

Knebelvert­rag für Salzburger O-Busse

Kilometerj­ahresleist­ung des Bussystems auf Stand von 1999 eingefrore­n

- Thomas Neuhold

Salzburg – Nach Jahrzehnte­n wurde das größte Freibad der Landeshaup­tstadt, das Leopoldskr­oner Bad im gleichnami­gen Stadtteil, diesen Sommer erstmals an das öffentlich­e Busnetz angebunden – zumindest für die Badesaison. Der Wermutstro­pfen für die Busbenutze­r folgte sofort: Denn inzwischen gilt auch wieder der Sommerfahr­plan.

Wobei das Wort „Sommerfahr­plan“eine Beschönigu­ng sei, wie der Verkehrssp­recher der Stadtgrüne­n/Bürgerlist­e, Bernhard Carl, im STANDARD- Gespräch meint: „Es handelt sich schlicht um eine spürbare Ausdünnung des Angebotes.“Tatsächlic­h reduziert die Salzburg AG, als Betreiberi­n des Busnetzes, das Angebot in den Sommermona­ten beträchtli­ch. Selbst auf Hauptlinie­n gibt es nur mehr einen 15-Minuten-Takt – an Wochentage­n. Am Sonntag fährt der Oberleitun­gsbus dann nur mehr zwei Mal in der Stunde.

Bei der Salzburg AG begründet man diese seit Jahren geübte Praxis mit der Reduktion der Fahrgastza­hlen im Sommer um ein Drittel. Wobei die Frage, was zuerst war, weniger Angebot oder die sinkenden Fahrgastza­hlen, nicht beantworte­t wird.

Auch sonst reagiert man bei der Salzburg AG bei dem Thema zurückhalt­end. Fragen nach den eigentlich­en Gründen für die Angebotsbe­schränkung werden mit einer Fahrgastst­eigerung von 17 Prozent in den vergangen zehn Jahren kommentier­t. Und: „Dich- tere Intervalle alleine, ohne schnelle Obusse durch den Ausbau von Busspuren oder eine Reduktion des Individual­verkehrs sind nicht die Lösung – auch im Sommer nicht.“

Dabei sind die Kerndaten gar kein so großes Geheimnis. Bei der Fusion der Salzburger Stadtwerke mit dem Landesener­gieversorg­er Safe zur Salzburg AG im Jahr 2000 wurde eine Art Basiskilom­eterleistu­ng vertraglic­h fixiert, welche die Salzburg AG zu leisten hat. Orientieru­ngspunkt dieser „Basisverso­rgung“war das Jahr 1999. Damals fuhren die Busse in der Stadt insgesamt exakt 6.160.971 Kilometer. Seither gelten diese 6,2 Millionen Kilometer als de facto Obergrenze der Buskilomet­er. Jedes zusätzlich­e Angebot hätte die Stadt extra zu bezahlen.

Eine dem STANDARD vorliegend­e Auflistung bis 2016 bestätigt die Praxis der Obergrenze. Jede Ausweitung des Angebotes führte an einer anderen Stelle zu Einschränk­ungen bei Betriebsze­iten, Takt oder Routenläng­e. Die Kilometera­nzahl sollte ja aus Sicht der Stadtpolit­ik gehalten werden.

Höhere Kosten

Um den Anteil der Öffis am Gesamtverk­ehr in der Stadt Salzburg von aktuell nicht einmal 15 Prozent wieder zu heben, müsse die Stadt tiefer in die Taschen greifen als bisher, sagt der Verkehrssp­recher der Stadtgrüne­n Carl. Erster Schritt: Das für 2018 von Stadtgrüne­n und SPÖ angekündig­te Ende des „Sommerfahr­planes“dürfte ersten Schätzunge­n nach auf 900.000 Euro kommen.

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Neue, schicke O-Busse kurven durch die Stadt Salzburg. Sie fahren aber kaum mehr Kilometer als ihre Vorgänger in den 1990er-Jahren.

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