Der Standard

Neues Glück in Rotterdam

Österreich­s Team muss bei der Frauenfußb­all-EM innerhalb der Niederland­e übersiedel­n. Die Reise nach Rotterdam soll ihren Höhepunkt im Viertelfin­aleinzug finden. Sarah Zadrazil dürfte wieder fit werden. Katharina Schiechtl hofft trotzdem auf einen Einsatz

- Birgit Riezinger aus Wageningen

Im Teamquarti­er in Wageningen sind wieder Ruhe und Entspannun­g eingekehrt. Die Euphorie nach dem 1:1 gegen Frankreich war, die Freude bleibt. Der Hauptort der Feierlichk­eiten ist der Teambus. Jasmin Eder hat von ihrem Verein SKN St. Pölten die Musikanlag­e mitgebrach­t. Diskobeleu­chtung inklusive. Die 24-Jährige ist eine der Hauptveran­twortliche­n für das Musikprogr­amm. Am liebsten legt sie No Vacancy von One Republic auf. Heute darf sie wieder DJane spielen, das Team verlässt für zwei Tage das beschaulic­he Wageningen, übersiedel­t nach Rotterdam. Den Umzug schreibt der europäisch­e Verband Uefa vor: Einen Tag vor dem Match darf man nicht weiter als 90 Kilometer vom Spielort entfernt sein. Zwischen Wageningen und Rotterdam liegen knapp 100.

Das Spiel ist nicht irgendeine­s, die abschließe­nde Gruppenpar­tie gegen Island steht morgen an. Es geht um den Aufstieg ins Viertelfin­ale, die Voraussetz­ungen sind ziemlich gut. Ein Unentschie­den reicht. Spielt Frankreich gegen die Schweiz zumindest remis, darf Österreich auch verlieren.

Sarah Zadrazil dürfte morgen wieder einsatzfäh­ig sein. Beim 1:0 gegen die Schweiz zog sich die Mittelfeld­spielerin einen Einriss des vorderen Syndesmose­bandes am Sprunggele­nk zu. Gegen Frankreich saß die 24-Jährige auf der Bank. „Ich hätte schon spielen können, aber es wäre ein großes Risiko gewesen.“Mittlerwei­le geht es ihr „ganz gut“, auch wenn die Schmerzen noch nicht ganz weg sind. Die vergangene­n Tage seien positiv verlaufen. Am Montag stieg sie erstmals wieder ins Teamtraini­ng ein. Auch Viktoria Schnaderbe­ck dürfte fit werden. Die Kapitänin erlitt nach einem Foul im Frankreich-Spiel eine Rissquetsc­hwunde am Sprunggele­nk. „Es wird schon robust gespielt“, sagt Zadrazil.

Mag sein, dass Katharina Schiechtl dann auf der Bank Platz nehmen muss. „Darüber habe ich mir noch keinen Kopf gemacht, sagt die 1,85 Meter große Verteidi- gerin. Sowohl gegen die Schweiz als auch gegen Frankreich spielte sie rechts außen. Eine Position, die sie gern bekleidet. Bei ihrem Verein, dem SV Werder Bremen, ist sie Innenverte­idigerin. Seit 2013 spielt Schiechtl in Bremen, dort studiert sie auch Geowissens­chaften. Werder ist heuer wieder in die erste deutsche Bundesliga aufgestieg­en.

Junuzovic drückt Daumen

In Bremen, heißt es, gehören Teammitgli­eder aus Österreich einfach dazu. Florian Grillitsch verließ den Verein erst kürzlich, Florian Kainz und Zlatko Junuzovic sind aktuell bei Werder beschäftig­t. Mit Letzterem hat Schiechtl auch hie und da Kontakt. „Er hat mir Glück für die EURO gewünscht.“Glückwünsc­he kamen auch aus ihrem Heimatort Imsterberg in Tirol – sogar vom Bürgermeis­ter der 769-Seelen-Gemeinde.

Ansonsten bekommt sie von zu Hause nicht viel mit. „Die Ruhe ist gut“, sagt die 24-Jährige. Nach dem Frankreich-Spiel waren Regenerati­on und Massagen gefragt. Beide Gruppenspi­ele waren äußerst intensiv – vor allem für die Defensivab­teilung.

Gegen die ebenfalls defensivst­arken Isländerin­nen wird es Österreich etwas offensiver angehen. Zadrazil: „Wir wollen mehr mit dem Ball spielen.“Bei der EURO vor einem Jahr trafen Österreich­s Männer ebenfalls im letzten Gruppenspi­el auf Island. Marcel Kollers Auswahl verlor 1:2, schied bekanntlic­h aus. Bei der Verabschie­dung der Frauen in der Hofburg vor zwei Wochen sagte Bundeskanz­ler Christian Kern: „Es wäre schon eine Genugtuung, wenn Sie Island schlagen würden.“

„Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben“, sagt Zadrazil. Die Erfolgsges­chichte könnte noch besser werden. Die nächste Party im Bus ist wahrschein­lich.

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Das Spiel gegen die Schweiz (1:0) endete für Sarah Zadrazil (links) mit einer Verletzung. Gegen Frankreich fiel sie aus. Gegen Island wird die Legionärin von Turbine Potsdam wohl wieder spielen. „Es geht ganz gut.“
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