Österreich wird zugeclustert
Nach Auto- und Biotech-Cluster folgt nun Mikroelektronik – 280 Millionen Extrageld
Wien – Zwölf Wochen vor der Nationalratswahl haben die politisch Verantwortlichen im Land die Leitplanken für die Zeit danach aufgestellt – zumindest was die Mikroelektronik betrifft. Um eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung mit Innovationsschmieden der Privatwirtschaft zu erreichen, wollen Bund, Länder und Industrie 280 Millionen Euro investieren – verteilt auf die kommenden fünf Jahre.
„Das ist eine strategische Initiative mit dem Ziel, Österreichs Industrie in zehn bis 15 Jahren an die Spitze Europas zu bringen,“sagte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) bei der Präsentation des Vorhabens am Montag. In Anlehnung an Silicon Valley, das Herzstück der amerikanischen IT- und Hightech-Industrie in Kalifornien, heißt die heimische Initiative Silicon Austria.
„Mikroelektronik ist die Schlüsseltechnologie der Zukunft“, sagte Kern. Österreich verfüge in dem Bereich über beachtliche Stärken, die wolle man weiter ausbauen. Es gehe um „Sichtbarkeit auf dem internationalen Parkett,“sagte Kern. Das ziehe andere, neue Unternehmen an.
„Das Programm ist auf Schiene,“sagte Sabine Herlitschka vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) und Chefin von Infineon Österreich. Der FEEI reklamiert die Urheberschaft der Initiative für sich. Der Wahlausgang habe keinen Einfluss mehr auf das Programm, sagte Herlitschka. Vorausgegangen seien zwei Jahre intensive Arbeit.
Von Herbst 2017 bis Herbst 2022 steuert der Bund 70 Millio- nen Euro bei, 70 Millionen zahlen die Bundesländer Kärnten, Oberösterreich und Steiermark dazu, macht zusammen 140 Millionen Euro. Die Industrie hat sich ihrerseits verpflichtet, die Summe zu verdoppeln, sprich: bei jedem genehmigten Projekt 50 Prozent der Kosten zu tragen.
Der Mikroelektronik-Cluster soll im Dreieck Villach, Linz, Graz erblühen. Villach wird Sensorik und Leistungselektronik einbringen, Linz Hochfrequenztechnologie. Zusammenlaufen soll alles in Graz, dort findet die Systemintegration statt.
Herlitschka verwies auf den Faktor Zeit. Wer schneller mit einer Entwicklung am Markt sei, habe Vorteile. Eine fokussiertere Herangehensweise sei der Hauptunterschied zur sporadischen, nicht institutionalisierten Zusammenarbeit bisher.
Die Auswahl förderungswürdiger Projekte wird ein strategischer Beirat treffen. Unternehmen mit Affinität zur Mikroelektronik, die außerhalb des Clusters beheimatet sind, könnten sich ebenfalls einklinken, sagte Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ), schließlich heiße das Programm Silicon Austria.
Österreich habe gute Erfahrungen mit Clustern gemacht, sei es im Bereich Automobil in der Steiermark oder mit Biotech in Wien. Das soll in der Mikroelektronik wiederholt werden, sagte Bundeskanzler Kern. Neben den Halbleiterforschungsaktivitäten am Imec (Interuniversity Microelectronics Centre) im belgischen Löwen und ähnlichen Aktivitäten im französischen Grenoble könnte Silicon Austria zu einem weite- ren Zentrum der Mikroelektronikforschung in Europa werden.
Die beteiligten Politiker, darunter Kärntens Technologiereferentin Gaby Schaunig (SPÖ). Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) aus der Steiermark und Michael Strugl (ÖVP), Forschungsreferent aus Oberösterreich, gehen von etwa 500 neuen Jobs im Bereich Forschung und Entwicklung aus, die durch diese Initiative geschaffen werden.
Österreichweit sind derzeit knapp 200 Unternehmen im Bereich Mikroelektronik tätig, die zusammen rund 63.000 Mitarbeiter beschäftigen und etwa 80 Milliarden Euro umsetzen. (stro) tropfen aus Sicht der Beschäftigten: Handelskonzerne könnten die Zeit bis Dezember 2021 nützen, um ältere Arbeitnehmer loszuwerden, die dann möglicherweise wieder neue Stellen fänden, aber eben zu niedrigerem Entgelt.
Die Änderungen durch den neuen KV lassen den Umstieg bürokratisch erscheinen. Die Tätigkeitsbereiche vom klassischen Verkauf und Vertrieb über Lager, Logistik, Einkauf, Technischer Dienst bis hin zu Marketing und Filialleitung sind in acht Beschäftigungsgruppen gegliedert. Derzeit wird lediglich zwischen einfachen und schwierigeren Tätigkeiten unterschieden. Das sei wichtig, bringe Rechtssicherheit bei Einstufung und Zulagensystem, betonte die Geschäftsführerin der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, Iris Thalhammer.
Handlungsbedarf gibt es noch bei den Zulagen, etwa für Kassatätigkeiten oder Filialleitungen. Letzteres sorgte jahrelang für Streit, weil nicht klar geregelt war, wann einer Kassiererin die Zulage gebührt, wenn sie diese Tätigkeit nicht ausschließlich ausübt, „Wenn jemand kassiert, dann bekommt er die Zulage, egal wie viele Stunden er an der Kassa sitzt“, stellt Katzian klar. Was noch unklar ist, wollen die Sozialpartner in einer eigens eingerichteten „Begleitgruppe“verhandeln. Diese soll auch Probleme bei der Umstellung diskutieren. In den Handels-KV integriert wurden auch Geschäftsfelder wie Onlinehandel und Drogisten. (ung)