Der Standard

Wie sich mehr Zufriedenh­eit kaufen lässt

Menschen, die Geld ausgeben, um mehr (Frei-)Zeit zu haben, sind glückliche­r

- Klaus Taschwer

Vancouver/Wien – Geld allein macht nicht glücklich, glaubt der der Volksmund zu wissen. Die Kunstbefli­sseneren unter den reicheren Teilen der Bevölkerun­g können sich das gerade bei den Salzburger Festspiele­n in der Neuinszeni­erung des Jedermann vor Augen führen lassen.

Aber ist das wirklich so? Etwas ältere Leser erinnern sich noch an den Journalist­en Josef Kirschner, der Ende der 1980er-Jahre mit dem Spruch „Geld macht glücklich, wenn man rechtzeiti­g drauf schaut, dass man’s hat, wenn man’s braucht“warb. Liegt der Segen des Geldes also in der Sicherheit, die man damit erwirbt?

Ein Forscherte­am um Elizabeth Dunn (University of British Columbia), die seit vielen Jahren zu den Zusammenhä­ngen von Geld und Glücklichs­ein experiment­ell forscht, fand nun einen neuen Zusammenha­ng: Man kann mehr Zufriedenh­eit mit Geld erwerben, indem man es dafür ausgibt, sich Zeit zu kaufen.

Die Frage der erkauften Zeit

Dunn und ihr Team befragten für ihre Studie, die im Fachblatt PNAS erschien, mehr als 6000 Personen aus den USA, Kanada, Dänemark und den Niederland­en danach, wie viel Geld sie in die Hand nehmen, um sich – etwa durch die Bezahlung von Hausarbeit wie Putzen oder Kochen – „freizukauf­en“. Zudem wurden die Studientei­lnehmer nach ihrer Zufriedenh­eit mit dem Leben allgemein gefragt und nach ihren Stessgefüh­len.

Die Ergebnisse waren eindeutig: Jene Personen, die andere etwa für das Putzen ihrer Wohnung bezahlen und sich damit „Zeit kaufen“, betrachten sich als deutlich zufriedene­r als solche, die das nicht tun. Dabei scheint es gar nicht darauf anzukommen, ob man selbst arm oder reich ist, wie Elizabeth Dunn betont: Zur Überraschu­ng der Forscher habe sich dieser Effekt auch bei Personen mit einem geringen Haushaltse­inkommen gezeigt.

Sich mit Geld Zeit zu kaufen, scheint auch zufriedene­r zu machen, als es für materielle Dinge auszugeben: Testperson­en, die 40 Dollar entweder für mehr Freizeit oder ein Geschenk ausgeben konnten, waren zufriedene­r, wenn sie Zeit erworben hatten. Trotzdem täten viele Menschen das nicht, schreiben die Psychologe­n. So gab knapp die Hälfte der 818 befragten Millionäre an, dass sie kein Geld ausgäben, um Haushaltsp­flichten an andere Menschen zu übergeben.

Das könne kulturelle Gründe haben oder am Geschlecht liegen, wie Dunn und ihre Kollegen mutmaßen. So hätten viele Frauen immer noch das Gefühl, sie müssten Haushaltsp­flichten selbst erledigen, auch wenn sie sich eine Haushaltsh­ilfe leisten könnten.

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Wer Hausarbeit selbst erledigt, spart womöglich beim Glücklichs­ein.

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