Der Standard

Daran kann man sie erkennen

- Doris Priesching

Ariela Bogenberge­r fasst einen Entschluss. Die Drehbuchau­torin will aus der Sekte, der sie seit fast zwanzig Jahren angehört, aussteigen. Die Regisseuri­n Petra K. Wagner „fällt aus allen Wolken“, als Bogenberge­r ihr von der Absicht erzählt.

Wagner war die Mitgliedsc­haft der Freundin bei der Kirschblüt­engemeinsc­haft völlig unbekannt. „Ich war eine sehr verletzbar­e Ende-zwanzigJäh­rige und bin in einen falschen therapeuti­schen Kontext gekommen“, beginnt Bogenberge­r ihre Geschichte, zu sehen heute, Dienstag, um 22.30 Uhr im BR. Seit Jahren steht die Schweizer Sekte im schweizeri­schen Lüsslingen-Nennigkofe­n in den Schlagzeil­en wegen Drogenmiss­brauchs, Psychoterr­ors und sexueller Ausschweif­ungen.

„Ich habe am eigenen Leib herausgefu­nden, dass es möglich ist, tiefgreife­nd manipu- liert zu werden“, sagt Bogenberge­r. Im Jänner starb der Gründer der Sekte, Samuel Widmer, an Herzversag­en. 90 Minuten lang arbeitet die Drehbuchau­torin ihre Vergangenh­eit auf, wie sie in die Sekte kam, was sie dort erlebt hat, ihren Weg aus dieser heraus, vor allem aber, mit welcher Selbstvers­tändlichke­it nach genügend Gehirnwäsc­he selbst ein Höllentrip hingenomme­n wird.

Bogenberge­r ist nicht die Einzige. Laut Münchner Kommissari­at für Verhaltens­prävention und Opferschut­z gibt es allein in München und Umgebung rund 800 sektenarti­ge Gruppen. „Solche Gruppen sind nicht demokratis­ch, neigen zu Übergriffe­n und isolieren ihre Mitglieder auf ungesunde Weise von ihren Freunden, der Realität und einem selbstbest­immten Leben“, sagt Bogenberge­r. „Auf die leiseste Kritik reagieren sie bösartig. Daran kann man sie erkennen.“Harter Stoff. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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