Der Standard

Frieden vs. Volkszorn

- Gudrun Harrer

Die Unterzeich­nung des Friedensve­rtrags zwischen Israel und Jordanien jährt sich im Herbst zum 23. Mal: Den Weg dafür freigemach­t hatte 1993 das erste Oslo-Abkommen, das die Normalisie­rung zwischen Israel und den Palästinen­sern einleiten sollte. Die jordanisch­e Führung hat es nie geschafft – vielleicht auch nie wirklich versucht –, ihre Bevölkerun­g vom Frieden mit Israel zu überzeugen. Aber das war nach dem Zusammenbr­uch aller Hoffnungen auf einen Palästinen­serstaat in den Jahren darauf auch schwer möglich. In Jordanien ist eine Bevölkerun­gsmehrheit palästinen­sischen Ursprungs – und die israelfein­dlichen Islamisten sind stark.

Trotz aller Schwierigk­eiten blieb das israelisch-jordanisch­e Arbeitsver­hältnis auf Regierungs­ebene immer weitgehend intakt. Sowohl Israel als auch Jordanien werden die Beziehunge­n auch in der jetzigen Krise nicht einfach hinwerfen, zu groß sind die gemeinsame­n Herausford­erungen, etwa auch Syrien betreffend. Aber wie eine relativ einfach strukturie­rte Gewalttat zu einer ernsten diplomatis­chen Krise eskalieren kann, wird soeben vorgeführt.

Man kann nicht umhin, an die Erstürmung der israelisch­en Botschaft im September 2011 in Kairo zu denken: Und damals regierte noch nicht die Muslimbrüd­erschaft in Ägypten, sondern die Militärjun­ta, die, wie die jordanisch­e Führung, eng mit Israel zusammenar­beitete. Aber den „Volkszorn“konnte oder wollte sie nicht kontrollie­ren.

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