Der Standard

Gewinner und Verlierer

- Luise Ungerboeck

Ob der neue Kollektivv­ertrag für rund 400.000 Handelsang­estellte so revolution­är ist, wie ihn die Sozialpart­ner anpreisen, muss sich erst weisen. Fakt ist, dass mit dem als kräftiges Lebenszeic­hen der Sozialpart­nerschaft gefeierten Werk alte Zöpfe abgeschnit­ten werden. Berufseins­teiger werden etwas besser bezahlt, automatisc­he Vorrückung­en bei Älteren reduziert.

Wenn der Streit über die richtige Einstufung der Mitarbeite­r künftig obsolet wird, weil Tätigkeite­n genau definiert und um Neues wie Onlinehand­el erweitert wurden, dann ist das gut. Nach dem in seinen Grundzügen gut 40 Jahre alten Tarifvertr­ag war ja nicht einmal klar, wann einer Kassiereri­n der Kassazusch­lag gebührt, weil „überwiegen­d“zu viel Interpreta­tionsspiel­raum über die Zahl jener Stunden bietet, die eine Verkäuferi­n – Männer sind an Supermarkt­kassen rar – tatsächlic­h kassiert haben musste.

Zuschläge, ein Garant für Wildwuchs und Bürokratie, bleiben übrigens auf der Agenda der eigens eingericht­eten sozialpart­nerschaftl­ichen „Begleitgru­ppe“zur Überwachun­g der Umsetzung des neuen KV. Sie bekommt möglicherw­eise viel Arbeit. Denn die Übergangsf­rist bis Dezember 2021 könnten Händler dazu nutzen, ältere Mitarbeite­r auszumuste­rn. Sie finden dann vielleicht leichter eine neue Stelle, weil die Gehaltskur­ve flacher verläuft und weniger Vordienstz­eiten angerechne­t werden. Aber eben nicht mehr zur alten Gage.

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