Der Standard

„Little Germany“

-

In der Pressekonf­erenz wird man nach dem Erfolgsgeh­eimnis des österreich­ischen Fußballtea­ms gefragt, nach dem Anteil des Trainers, nach der Euphorie in der Heimat, nach den TV-Einschaltq­uoten, nach den Partys im Bus. In der Mixed Zone: „Und welche Spielerin war das jetzt?“, „Wo spielt die?“Das Gedränge um Österreich­s Team-Fußballeri­nnen wird immer größer.

Der Erfolg sorgt eben für Aufsehen – nicht nur in Österreich. Während in den ersten Tagen bei Presseterm­inen des ÖFB-Teams österreich­ische Journalist­en und Journalist­innen praktisch unter sich waren, kommt nun fast Q täglich Besuch aus Deutschlan­d. Die Geschichte des erfolgreic­hen Außenseite­rs hat immer schon gezogen, zieht immer noch. Und dass die österreich­ische Erfolgssto­ry einen nicht unwesentli­chen Deutschlan­d-Bezug aufweist, passt ja auch bes- tens. Schließlic­h spielt der Großteil des ÖFB-Teams in der deutschen Bundesliga – wo, anders als in Österreich, profimäßig Fußball gespielt wird.

Natürlich sind nicht alle Fragen auf Pressekonf­erenzen wahnsinnig klug. So bezeichnet­e ein französisc­her Journalist Österreich als „Little Germany“. Und nach dem Unentschie­den gegen Frankreich wollte eine Journalist­in ernsthaft wissen, warum Österreich das 1:1 wie einen Sieg gefeiert habe. Nun ja. Eines sei vorweggeno­mmen: Sollte Österreich auch gegen Island ein Remis erreichen, wird auch dieses wie ein Sieg gefeiert werden. Auf die Titelverte­idigerinne­n aus Deutschlan­d könnte Österreich übrigens frühestens im Halbfinale treffen. Auch das wäre wieder eine tolle Geschichte. Gegen „Great Germany“sollte „Little Germany“dann bitte aber nicht mehr überrasche­n. Birgit Riezinger

Newspapers in German

Newspapers from Austria