Der Standard

Uno verurteilt Nordkorea

Internatio­nale Kritik nach Raketentes­t

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New York / Tokio / Wien – Die dreistündi­ge Dringlichk­eitssitzun­g des Sicherheit­srates der Vereinten Nationen (UN) in New York in der Nacht auf Mittwoch endete einstimmig: Die 15 Mitglieder des Gremiums, zu denen auch Nordkoreas wichtigste­r Verbündete­r China gehört, gaben bekannt, den jüngsten Raketentes­t des ostasiatis­chen Landes zu verurteile­n. Am Dienstag war eine nordkorean­ische Mittelstre­ckenrakete über Japan hinweg abgefeuert worden, die im Pazifik niederging.

Das Regime in Nordkorea müsse sich an die UN-Sanktionen halten und das Raketenpro­gramm einstellen, hieß es. Die Sanktionen waren im Laufe dieses Monats verschärft worden, nachdem eine Interkonti­nentalrake­te in Nordkorea getestet worden war. Diese hätte Experten zufolge auch die Vereinigte­n Staaten von Amerika erreichen können.

US-Präsident Donald Trump meldete sich bald nach dem Raketenabs­chuss zu Wort und schloss eine militärisc­he Gegenreakt­ion der USA nicht aus: Es seien „alle Optionen auf dem Tisch“, erklärte er in Washington. In Russland zeigte man sich „extrem besorgt“, Außenminis­ter Sergej Lawrow forderte Nordkorea bei einer Pressekonf­erenz in Abu Dhabi auf, die Uno zu respektier­en.

Auch in China, bisher eher zurückhalt­end, meldete sich Vizeaußenm­inisterin Hua Chunying zu Wort und meinte, die Situation auf der Koreanisch­en Halbinsel habe einen „kritischen Punkt“erreicht und man rufe alle Seiten zu einer friedliche­n Beilegung des Konflikts auf. Der japanische Premiermin­ister Shinzo Abe sprach von einer „beispiello­sen und ernsthafte­n“Bedrohung. Gemeinsam mit Südkorea forderte seine Regierung strengere Uno-Resolution­en, um Nordkorea an den Verhandlun­gstisch zu zwingen.

Russland und China hingegen sollen Diplomaten zufolge vorerst nicht an einer Verschärfu­ng der Sanktionen interessie­rt sein. Die Uno-Vetomächte würden solche Maßnahmen nur dann in Erwägung ziehen, sollte Nordkorea Langstreck­enraketen oder Atomwaffen testen. Unwahrsche­inlich erscheint das nicht: Trotz internatio­naler Proteste kündigte Nordkorea am Mittwoch weitere Raketentes­ts an.

Japan und der Brexit

„Schockiert“zeigte sich auch Großbritan­niens Premiermin­isterin Theresa May, die am Dienstag für ein Treffen mit Abe nach Japan gereist ist. Sie soll bei dem Besuch auf eine Zusage für ein mögliches bilaterale­s Handelsabk­ommen nach dem Brexit hoffen. Der Financial Times zufolge könnte ihr aber eine Enttäuschu­ng bevorstehe­n: Tokio soll bis zur Klärung des Austritts Großbritan­niens aus der EU nur mäßiges Interesse an Verhandlun­gen zu einem Freihandel­sabkommen haben. (cm)

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