Der Standard

Hasspostin­g-Meldestell­e startet im September

Hälfte österreich­ischer Nutzer wurde bereits mit derartigen Inhalten konfrontie­rt

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Wien – Hasspostin­gs sind zu einem Alltagspro­blem geworden. Viele Österreich­er werden damit oft konfrontie­rt. Im Frühjahr hat Staatssekr­etärin Muna Duzdar (SPÖ) eine Beratungss­telle bezüglich derartiger Inhalte angekündig­t. Sie soll am 15. September ihre Arbeit aufnehmen, wie Duzdar am Mittwoch ankündigte.

Betrieben wird die Meldestell­e vom Verein Zara (Zivilcoura­ge und Antirassis­mus-Arbeit). Dort konnte man schon bisher Hetze melden, allerdings lag der Fokus auf Rassismus. Die neue Beratungss­telle soll sich Hasspostin­gs aller Art widmen. Sowohl Opfer als auch Zeugen können auf verschiede­ne Arten mit der Meldestell­e Kontakt aufnehmen: telefonisc­h, per Mail, Onlinemeld­eformular, Facebook Messenger, Chat oder auch persönlich. Seit Anfang des Jahres gehört Zara zu den „Trusted Flaggers“bei Facebook und Youtube. Damit hat man einen direkteren Draht zu den Rechtsabte­ilungen – Meldungen werden bevorzugt behandelt.

Zahlreiche Nutzer betroffen

Vor dem Start der Meldestell­e wurden Nutzer in Österreich zwischen 14 und 70 Jahren zu ihren Erfahrunge­n mit Hasspostin­gs befragt. 18 Prozent gaben an, dass ihnen schon sehr oft solche Kommentare untergekom­men sind. Bei 27 Prozent ist das manchmal der Fall, 22 Prozent wurden vereinzelt damit konfrontie­rt. 32 Prozent hatten noch nie Kontakt mit derlei Inhalten. Die meisten Nutzer (53 Prozent) ignorieren Hasspostin­gs. 31 Prozent machen Gebrauch von Meldefunkt­ionen, 29 Prozent verlassen die jeweilige Webseite, elf Prozent geben an, darauf zu antworten.

Was bisher nicht untersucht wurde, sind die Hassposter selbst. „Bei der aktuellen Studie haben wir uns mit den Opfern, nicht mit den Tätern auseinande­rgesetzt“, sagte Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier bei der Präsentati­on. Er geht allerdings davon aus, dass Hassposter in zwei Gruppen eingeteilt werden können. In jene, die tatsächlic­h „niedere Absichten“hegen, und jene, die Frust ablassen wollen – aus Enttäuschu­ng oder einem Gefühl der Hilflosigk­eit. Diese zweite Gruppe vermutet Filzmaier wesentlich größer. Hier sei es auch eher möglich einzugreif­en – etwa durch die Stärkung digitaler Kompetenze­n. (br)

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