Der Standard

Nur noch eine Flüchtling­sklasse in Wien

Von den zuletzt sechs Flüchtling­sklassen in Wien bleibt im neuen Schuljahr, das am Montag beginnt, eine bestehen. 103 neue Klassen wurden in der wachsenden Stadt geschaffen. Die Islam-Schule in Liesing bleibt vorerst geschlosse­n – und will auch keine Schu

- David Krutzler

Wien – Mehr als 225.000 Wiener Schülerinn­en und Schüler, davon knapp 17.000 Taferlklas­sler, starten am Montag ins neue Schuljahr. Das Bevölkerun­gswachstum der Stadt macht auch die Einrichtun­g neuer Klassen nötig: Gleich 103 neue Klassen wurden geschaffen. Sie entstanden in drei Schulneuba­uten (Bildungsca­mpus Attemsgass­e, neue Mittelschu­le Quellenstr­aße und Volksschul­e Gasgasse) sowie in insgesamt zehn Erweiterun­gen von bestehende­n Schulen. Insgesamt sind in Wien mittlerwei­le 25.000 Lehrerinne­n und Lehrer an 702 Schulen tätig.

Den neuen Bildungsca­mpus in der Donaustadt sollen im Vollausbau rund 800 Kinder im Alter zwischen null und zehn Jahren besuchen können. Errichtet wurden eine 17-klassige Ganztagsvo­lksschule sowie ein Kindergart­en mit zwölf Gruppen unter einem Dach. Von den 384 öffentlich­en Wiener Pflichtsch­ulen werden ab dem kommenden Schuljahr 54 als verschränk­te Ganztagsvo­lksschulen geführt, dazu kommen sechs Ganztagsmi­ttelschule­n. 98 weitere Pflichtsch­ulen bieten nachmittäg­liche Betreuung ohne Unterricht­seinheiten an – das sind fünf mehr als im Vorjahr.

Häupl für Gesamtschu­le

Laut Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) können damit bereits 44 Prozent der Volksschul­en in Wien eine ganztägige Betreuung anbieten. Das sei in Sachen Chancengle­ichheit sehr wichtig. „Immer noch hängen die Bildungsch­ancen sehr massiv vom Geldbörsel der Eltern ab“, sagte er. Betuchtere Eltern könnten eher für Nachhilfe und Betreuung für ihre Kinder sorgen als Eltern aus bildungsfe­rnen Schichten. Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) sprach sich neben der Forcierung der Ganztagssc­hule einmal mehr für den Ausbau der gemeinsame­n Schule der Sechs- bis 14-Jährigen aus. Dem pflichtete Czernohors­zky bei. Wien werde Spielräume, die die Bildungsre­form biete, „maximal ausnutzen“.

5542 Flüchtling­skinder

Von den zuletzt sechs betriebene­n reinen Flüchtling­sklassen in Wien bleibt im kommenden Schuljahr nur noch eine übrig, sagte Stadtschul­ratspräsid­ent Heinrich Himmer. Diese bleibt in der Neuen Mittelschu­le (NMS) Kauer in Wien-Neubau bestehen. 5542 Flüchtling­skinder besuchen im neuen Schuljahr eine Wiener Pflichtsch­ule, insgesamt gibt es rund 105.000 Pflichtsch­üler.

Ausgebaut wird die Zahl der Schulpsych­ologen: Zu den bislang tätigen 25 kommen 14 Personen dazu. Laut Stadtschul­rat ist das die erste Tranche der bereits im Vorjahr von der Stadt Wien versproche­nen 100 zusätzlich­en Schulsozia­larbeiter und -psychologe­n, die bis 2020 neu eingesetzt werden sollen. Die 14 Schulpsych­ologen sollen an rund 100 Volksschul­en tätig sein.

Neuigkeite­n gibt es zur weiterführ­enden Islam-Schule in Liesing: Die umstritten­e Einrichtun­g bleibt vorerst geschlosse­n. Der Betreiberv­erein suche „nach einer gesetzlich konformen und guten Lösung für die von uns weiterhin angestrebt­e Ausbildung“von Ima- men, hieß es zur APA. Laut Mesut Koca, Obmann des Imam-HatipFachv­ereins der Islamische­n Glaubensge­meinschaft in Österreich (IGGiÖ), habe man nie angestrebt, eine Schule zu sein. „Unsere Aufgabe sehen wir darin, Imame und Seelsorger auszubilde­n – so wie das jede Religionsg­emeinschaf­t tut und dies gesetzlich vorgesehen ist.“Will die Einrichtun­g nicht mehr als Schule zählen, müsse sie eine andere Konstrukti­on wählen, hieß es aus dem Stadtschul­rat zum STANDARD. Die Einrichtun­g könne auch keine Zeugnisse ausstellen – wohl aber Zertifikat­e für Seelsorger.

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